Landesmuseum Hannover

 

Allgemeine Informationen über die Institution

 

Das Landesmuseum Hannover, als größtes staatliches Museum Niedersachsens, beherbergt neben dem Fachbereich Ethnologie ebenfalls die Archäologie, Landesgalerie und Naturkunde. Es ging aus dem Museum für Kunst und Wissenschaft, gegründet im Jahre 1856, hervor, das durch bürgerliche Vereine ins Leben gerufen wurde. Später wurde es als Provinzialmuseum bezeichnet. Der ethnologische Fachbereich des Landesmuseums Hannover verwahrt eine der ältesten Sammlungen Deutschlands: Sie geht auf das Raritätenkabinett des Königs Ernst August (1771 – 1851), Dublettenüberweisungen des Academischen Museums zu Göttingen sowie Ethnographika des Naturhistorischen Vereins für Niedersachsen zurück. Diese frühe Sammlung besteht vorwiegend aus Objekten, die als Geschenke an das Königshaus oder an die Vereine weitergegeben wurden, beziehungsweise Stücken von berühmten Forschungsreisenden wie James Cook, Georg Forster oder Hermann und Robert von Schlagintweit.

 

Allgemeine Informationen zu Sammlungen aus kolonialen Kontexten in der jeweiligen Institution

 

Da das Provinzialmuseum während der Kolonialzeit aber auch in der nachkolonialen Phase den Sammelschwerpunkt auf die ehemaligen deutschen Kolonien legte, befinden sich noch heute besonders viele Objekte aus diesen Regionen im Depot. Jacobus Reimers, Direktor des Provinzialmuseums zwischen 1890 und 1910, kontaktierte 1894 diverse Kolonialbeamte in den deutschen Kolonien, um so aktiv den Sammlungsaufbau voranzubringen. Er hatte zum Ziel den „colonialen Gedanken“ zu fördern. Mit seiner Bitte war er durchaus erfolgreich und es kam zwischen 1884 und 1919 zum sprunghaften Anstieg von Ethnografika . Sein Nachfolger Karl Hermann Jacob-Friesen unterstützte eine kolonialrevisionistische Agenda und baute den Schwerpunkt weiter aus. Somit verwundert die heutige Dichte an Objekten aus den ehemaligen Kolonialgebieten nicht.

 

Informationen zu in PAESE erforschten Teilbeständen

 

Mit knapp 1.500 Objekten aus Kamerun bildet diese Sammlung in Hannover den größten Bestand aus einem afrikanischen Land, weswegen der Fokus im Forschungsprojekt auf den kamerunischen Objektbeständen lag. Davon sind 925 Stücke während der gesamten Kolonialzeit Kameruns, also zwischen 1884 und 1961, an das Landesmuseum gekommen. 655 Objekteingänge gab es während der deutschen Kolonialzeit. Besonders viele Objekte aus Kamerun stammen aus dem Nordwesten des Landes, dem sogenannten Grasland, weswegen diese Region im Projekt besonders betrachtet wurde.

Daneben enthält die ethnografische Sammlung des Landesmuseums Hannover über 160 Objekte der australischen Aborigines aus verschiedenen Regionen Australiens. Die frühesten Sammlungseingänge aus dieser Region datieren auf 1860. Die große Mehrzahl dieser Sammlungsobjekte, die auf zahlreiche unterschiedliche Sammler*innen und Sammlungskontexte zurückzuführen sind, sind Objekte des täglichen Lebens, wie z.B. Bumerangs, Speere, etc. Allerdings finden sich in der Sammlung auch eine kleinere Zahl von Objekten mit zeremoniellem Zusammenhang (Tjurungas, Tjuringas, Churungas), welchen in den Herkunftsgesellschaften der Aborigines ein geheim-sakraler Charakter zugesprochen wird und die nur von initiierten Männern gehandhabt und gesehen werden dürfen. Die Provenienzen dieser Objekte waren Teil eines PAESE-Teilprojekts.

Kontakt

Kuratorin: Mareike Späth

Teilprojekte: Erwerbsumstände im kolonialen Kamerun

Projektmitarbeiterin: Bianca Baumann

Teilprojektleiterin: Dr. Claudia Andratschke

Provenienzen von Tjurunga

Projektmitarbeiter: Olaf Geerken

Teilprojektleiterin: Prof. Dr. Rebekka Habermas