Koloniale Sammelpraktiken in militärischen Kontexten - Untersuchung der Ethnologischen Bestände im Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg

Das PAESE-Projekt am Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg untersuchte die Herkunft – die Provenienz – und die Erwerbsumstände der ethnologischen Objekte aus kolonialen Kontexten. Der Fokus lag dabei auf Objekten aus ehemaligen deutschen Kolonialgebieten, da sie den Hauptteil der kolonialen Kontexte bilden, aus denen die Objekte im Landesmuseum stammen. Daraus ergab sich ein regionaler Schwerpunkt auf den heutigen Ländern Tansania, Kamerun und Papua-Neuguinea.

Ein Fokus des Oldenburger Teilprojektes lag auf der Sammlung der Langheld-Brüder (Wilhelm, Johannes und Friedrich, angelegt in einem Zeitraum von 1889 und 1901). Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg verfügt über mehr als 1000 Objekte dieser Sammlung (v.a. Alltags- und Gebrauchsgegenstände, sowie Waffen). Bei dem Oldenburger Teil der Sammlung handelt es sich primär um Objekte aus dem Gebiet des heutigen Tansania. Gegenstände der Sammlung sind Keramiken, Korbwaren, Waffen, Schmuck, Kleidung, Pfeifen, figürliche Darstellungen und Gefäße aus verschiedenen Materialien. Anhand der Sammlung der Brüder Langheld ließ sich das Spektrum an Erwerbs- und Sammlungsumständen in kolonialen Kontexten (Geschenk, Raub, Kauf) untersuchen und aufzeigen. Die Auseinandersetzung mit den Biografien der Sammler und die Analyse der konkreten Sammlungskontexte und -umstände gab eine erste Annäherung an Wahrnehmungen, Denkmuster und Einstellungen der Sammler, die exemplarisch Rückschlüsse auf die Motivation und die Haltung von Sammlern zu den Objekten und Menschen in ihren Herkunftskontexten erlaubten. Damit verbunden war die Frage, inwieweit sich daraus Unrechtskontexte rekonstruieren lassen.

Die entsprechenden Objekte aus kolonialen Kontexten wurden auf ihre Provenienz untersucht und umfassend digitalisiert. Dabei wurden neue Verfahren der 3D-Digitalisierung erprobt. Ziel war es, eine transparente Übersicht über die Oldenburger Bestände zu generieren und die Ergebnisse der Provenienzforschung mit diesen digitalen Beständen zu verknüpfen. Die Ergebnisse sollen Wissenschaftler*innen  über die Projektdatenbank online weltweilt zur Verfügung stehen.

Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg setzt sich dabei für einen dialogischen, transparenten und ergebnisoffenen Austausch mit Mitgliedern der Herkunftsgesellschaften ein. Ziel ist ein offener Umgang mit der kolonialen Vergangenheit des Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg und eine Zusammenarbeit mit den Herkunftsgesellschaften, welche richtungsweisende Impulse für die weitere Arbeit mit (und über) den ethnologischen Beständen aus kolonialen Kontexten liefern wird.

 

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Das Projekt „Die kolonialen Sammlungen Oldenburgs“ ist im Dezember 2021 ausgelaufen. Projektbezogene Anfragen richten Sie bitte an die Teilprojektleiterin Ursula Warnke.

Kontakt:

Projektmitarbeiterin: Jennifer Tadge (Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg)

Teilprojektleiterin: Dr. Ursula Warnke (Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg)

Universitäre Betreuerin: Prof. Dr. Dagmar Freist (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Geschichte)