Liste der AG Koloniale Provenienzen des Arbeitskreises Provenienzforschung e.V. zu Projekten der Provenienzforschung in ethnologischen Museen und ethnografischen Sammlungen im deutschsprachigen Raum

Die folgende Liste umfasst Projekte zur Provenienzforschung zu Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten an ethnologischen Museen und ethnografischen Sammlungen im deutschsprachigen Raum. Sie wurde von den Mitgliedern der AG Koloniale Provenienzen des Arbeitskreises Provenienzforschung e.V. erstellt, um einen Überblick über vorhandene Forschung und Kooperationen zu bieten und so mehr Transparenz in einem diversen Forschungsfeld zu schaffen. Die Liste umfasst Projekte seit 2012, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird laufend ergänzt und aktualisiert.

Für weiterführende Fragen zur AG wenden Sie sich bitte an die Sprecherinnen der AG Koloniale Provenienzen, Kristin Weber-Sinn und Mareike Späth. Die Einträge sind nicht an eine Mitgliedschaft in der AG Koloniale Provenienzen gebunden. Möchten Sie Projekte eintragen lassen, wenden Sie sich bitte an info@postcolonial-provenance-research.com. Weiterführende Informationen über die Arbeit der AG Koloniale Provenienzen finden Sie auf der entsprechenden Website. Bei Interesse an einer Mitgliedschaft wenden Sie sich bitte an die dort angegebene Adresse.

Stand: März 2022

Baden Württemberg

Hochschule Pforzheim

Kurzbeschreibung: Die Lehrmittelsammlung an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim steht sowohl für Designausbildung als auch für internationale Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte. Die Sammlung umfasste einst mehrere tausend Objekte wie originale Schmuckstücke, Gipsabgüsse, Tierpräparate, Vorlagenwerke und Glasdias. KUPFER erforscht in zwei Teilprojekten, wie die Lehrmittelsammlung in Unterricht und Ausstellung eingesetzt wurde (Dr. Anna-Sophie Laug) und welche Rolle Provenienz und Innovation spielten und bis heute spielen können (Tabea Schmid M.A.).

Lautzeit: 07.2023–06.2027

Projektförderung: BMBF (Vernetzen – Erschließen – Forschen. Allianz für Hochschulsammlungen II)

Kooperation: Schmuckmuseum Pforzheim

Projektmitarbeiter_innen: Evelyn Echle (https://designpf.hs-pforzheim.de/profile/evelyn_echle), Anna Laug, Thomas Hensel (https://www.hs-pforzheim.de/profile/thomashensel) Tabea Schmid (https://designpf.hs-pforzheim.de/profile/tabea_schmid)

Link:designpf.hs-pforzheim.de/kupfer

Basel

Museum der Kulturen

Kurzbeschreibung: Mittels historisch-archivalischer Forschung werden Erwerbskontexte, Entstehungsbedingungen und die Funktionen der Sammlung Basler Mission untersucht. Besonderer Beachtung gelten den Bedingungen der Objekterwerbe in den kolonialen Kontexten, den biografischen Hintergründen sowie Motiven und Handlungsstrategien von Missionar*innen ebenso wie Akteur*innen der „besammelten“ Bevölkerungen. Herausgearbeitet werden zudem Bedeutungswandel von Objekten, von ihren verschiedenen Funktionen in Herkunftskontexten hin zu Repräsentationen von „Missionserfolgen“ und kolonialen Imaginationen in Missionsausstellungen. Die regionalen Schwerpunkte liegen auf den Sammlungen aus Ghana, Kamerun, Indien und China. Der zeitliche Fokus nimmt die Biografie der Sammlung Basler Mission von der Mitte des 19. Jahrhunderts über ihren Höhepunkt der Missionsausstellung von 1908 bis zum Ersten Weltkrieg in den Blick.

Laufzeit: 2016 – 2019

Projektförderung: Georges und Miriam Kinzel Fonds

Projektmitarbeiter_innen: Dagmar Konrad und Isabella Bozsa

Linkhttps://www.mkb.ch/de/museum/forschung/publikationen/publikationen-im-pdf-format.html 

Berlin

Museum für Asiatische Kunst und Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Kurzbeschreibung: This project retraces the provenance and collection history of Tibetan and Indian artefacts the Museum of Ethnology in Berlin bought in 1906 from L. A. Waddell (1854-1938) with the financial support of the art patron Gerson Simon. As an Indian Army surgeon, amateur researcher and archaeologist stationed in British India, Waddell acquired Tibetan artefacts under highly problematic conditions in his position as “cultural consultant” on the 1903-1904 British invasion of Tibet led by Colonel Younghusband. The collection, located today in the Museum of Asian Art and the Museum of Ethnology, Berlin, consists of primarily three object groups: Tibetan ritual devices and material culture, Tibetan painted scrolls and Indian sculpture. Considered as one of the foremost authorities on Tibet and Tibetan Buddhism in his time, however, Waddell’s books on the history of civilization have caused controversy and contributed to fascistic ideology. Therefore, the project seeks to investigate the role of the Berlin collection in the light of this arguable personality and locate it within scientific, military and colonial collection strategies. Publication research results:

Laufzeit: 2016 – 2017

Projektförderung: Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut: Regina Höfer

Publikationen: Regina Höfer: 1906: L. A. Waddell, Brief an den Direktor des Königlichen Museums für Völkerkunde, Berlin, kommentiert von Regina Höfer, in: Translocations. Anthologie: Eine Sammlung kommentierter Quellentexte zu Kulturgutverlagerungen seit der Antike, 19.8.2019. Regina Höfer: Provenance Research on a Colonial Ethnographic Collection: The Legacy of L. A. Waddell in Berlin Museums, in: Baessler-Archiv. Beiträge zur Völkerkunde, Band 64, 2017, S. 39-64.

Linkhttps://www.smb.museum/forschung/stipendienprogramme/cahim/

Kurzbeschreibung: The research project investigates the question of how art and cultural artefacts have been collected and distributed in colonial South Asia, Burma and Tibet and the ways these have reached Western collections. Therefore, the entangled infrastructure of archaeologists, collectors, British officials, dealers, museums and other colonial institutions needs close inspection. One of the most important protagonists is L. A. Waddell (1854-1938). The Asian Art Museum and the Museum of Ethnology in Berlin house his collection besides major British museums. As an Indian Army surgeon, amateur researcher and archaeologist stationed in British India, Waddell had first-hand access to local culture and countless opportunities to obtain artefacts: During his own archaeological excavation in the Swat Valley (1895) or several British military operations to Burma and Beijing (Boxer Rebellion) for example. Many of these were problematic from a contemporary point of view and included war booty. Studying this important protagonist will thus be crucial in mapping and understanding the entangled landscape of art connoisseurship, collection and trade in colonial South Asia.

Laufzeit: 2018 – 2019

Projektförderung: Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut

Projektmitarbeiterinnen: Regina Höfer

Linkhttps://www.smb.museum/forschung/stipendienprogramme/cahim/

Medizinhistorisches Museum der Charité

Kurzbeschreibung: Gegenstand der proaktiven Provenienzforschung sind etwa 50 menschliche Überreste aus kolonialen Erwerbskontexten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sie stammen aus West-, Ost- und dem südlichen Afrika sowie aus Ozeanien. Die Teilbestände weisen sehr heterogene Sammlungsgeschichten auf.

Laufzeit: 11.2018 – 10.2019

Projektförderung: Drittmittel von der Fritz Thyssen-Stiftung

Kooperationen mit Südafrika: Ciraj Rassool (University of the Western Cape, Cape Town) und mit Tanzania: N.N. (im Aufbau) sowie mit Kamerun: N.N. (im Aufbau)

Projektmitarbeiter_innen: Thomas Schnalke (Leiter), Sarah Fründt und Holger Stoecker

Link: https://www.bmm-charite.de/

Kurzbeschreibung: Gegenstand der historischen und anthropologischen Provenienzforschung waren ca. 120 menschliche Überreste, die Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts von unterschiedlichen Personen in Neuseeland gesammelt worden waren. Im April/Mai 2019 fand die Rückgabe an Neuseeland statt.

Laufzeit: 2016-2019

Projektförderung: keine

Projektmitarbeiter_innen: Andreas Winkelmann (Projektleitung) und Sarah Fründt

Ethnologisches Museum Berlin

Kurzbeschreibung: Für das Ausstellungsprojektes ‚Objektbiografien’ wurden Recherchen zu drei Objektkonvoluten durchgeführt, die sich jeweils mit der Frage der Sammlungs- sowie Rezeptionsgeschichte der Objekte beschäftigen: Beforscht wurden insbesondere ein Figurenpaar, das aus dem Königreich Kom im Norden des Kameruner Graslands stammt (III C 20681 III C 20682) und das der deutsche Kolonialoffizier Hans Caspar zu Putlitz mit seiner Truppe 1905 plünderte. Das zweite Objekt betraf ein Karyatidenhocker (III C 14966), das 1902 durch den Sammler Werner von Grawert ins Museum kam. Die Forschungsfrage beschäftigte sich einerseits mit dem Wandern des Hockers innerhalb Ostafrikas. Andererseits wurde die Wertsteigerung des Hockers nachvollzogen, das insbesondere durch die Zuschreibung als Objekt des ‚Bulimeisters / Buli Werkstatt’ an Bekanntheit gewann. Das dritte Objektkonvolut betraf sogenannte Bocios, die 1967 durch den Sammler O. A. Jäger aus Benin in die Sammlung kam. Dieses Objektkonvolut wurde anhand einer Forschungsreise mit dem Beniner Kunsthistoriker Romuald Tchibozo in Benin und Togo weiter befragt. Die Recherchen wurden in enger Kooperation mit den Kurator*innen der Afrika-Sammlung durchgeführt und dienen u.a. auch der Vorbereitung der Ausstellungsmodule im Humboldt Forum.

Laufzeit: 2014 – 2015

Projektförderung: Humboldt Lab Dahlem (Kulturstiftung des Bundes)

Kooperationen: Université d’Abomey Calavi, Benin

Projektmitarbeiter_innen: Margareta von Oswald, Verena Rodatus, Romuald Tchibozo und Paola Ivanov

Link: http://www.humboldt-lab.de/projektarchiv/probebuehne-6/objektbiografien/teaser/index.html

Kurzbeschreibung: Was macht (postkoloniale) Provenienzforschung in sogenannten ethnographischen Sammlungen aus? In diesem Forschungsprojekt wird u.a. dieser Fragestellung nachgegangen. Ausgangspunkt bilden ausgewählte Objekte und Objektgruppen der mehr als 10.200 Objekte umfassenden Sammlungen aus dem heute festländischen Tansania. Deren größter Teil gelangte während der gewaltförmigen deutschen kolonialen Expansion und Herrschaft in Ostafrika nach Berlin. Der Fokus liegt unter anderem auf der Rekonstruktion biographischer Fragmente und Aneignungskontexte von Objekten, die im Kontext kolonialer Kriege in das Museum gelangten. Dabei geht es darum, europäische Sammler zu de-zentrieren, indem, wenn möglich, die Nachfahr_innen der ostafrikanischen Vorbesitzer*innen, Nutzer*innen und Produzent*innen sichtbar gemacht werden. Neben dem Aufbau einer Forschungskooperation mit tansanischen Partner*innen und Erprobung kooperativer Formate in Form von residencies tansanischer Kolleg*innen und Workshops in Berlin, werden die Objekte schrittweise digitalisiert und die Objektdaten online veröffentlicht. Eine Online-Ausstellung mit Projektergebnissen ist für Frühjahr 2020 geplant. Im Juli 2019 hat ein dreijähriges kooperatives Provenienzforschungsprojekt mit der University of Dar es Salaam, dem National Museum of Tanzania sowie der Humboldt-Universität zu Berlin begonnen.

Laufzeit: Juli 2016 – 2020

Projektförderung: Kuratorium Preußischer Kulturbesitz

Co-operation: University of Dar es Salaam, National Museum of Tanzania, Nafasi Art Space (Dar es Salaam), tansanische Künstler_innen

Projektmitarbeiter_innen: Paola Ivanov, Kristin Weber-Sinn und Hendryk Ortlieb (bis Dezember 2018)

Projektbeschreibung: Humboldt Lab Tanzania has been a multi-disciplinary project that has taken ethnological and museological questions of cultural heritage into a broad dialogue through collaboration with academics and cultural practitioners. The exchanges have taken place between Tanzanian and German organizations from the academic and cultural sectors. They are the Ethnologisches Museum in Berlin, the University of Dar es Salaam, the National Museum and House of Culture, the Goethe-Institut Tanzania, Bookstop Sanaa Visual Art Library, Nafasi Art Space and the Tanzanian artists Amani Abeid, Douglas Kahabuka, Nicholas Calvin Mwakatobe and Pia Rutaiwa. The project Humboldt Lab Tanzania has placed at the center of its research-oriented work ethnographic objects from Tanzania, which have been appropriated in the context of anti-colonial wars of resistance during German colonial rule 1885–1918. Keystones of the project have been a joint Tanzanian-German provenance research field trip, an artistic research and residency program, an international conference at the Goethe-Institute Tanzania and the three-language publication “Humboldt Lab Tanzania. Objects from the colonial wars in the Ethnologisches Museum, Berlin – a Tanzanian-German Dialogue”, Berlin 2018. The “findings” of Humboldt Lab Tanzania have been presented in a multi-disciplinary touring exhibition entitled Living Inside the Story. The exhibition was shown at the National Museum and House of Culture, Dar es Salaam, the University of Dar es Salaam and at the Maji Maji Memorial Museum in Songea where it did coincide with the annual commemorations of the Maji Maji War of Resistance.

Laufzeit: Juni 2014 – Juni 2018

Projektförderung: Kulturstiftung des Bundes (Fonds TURN), Kuratorium Preußischer Kulturbesitz

Kooperationspartner: University of Dar es Salaam: Department of History, Department of Fine and Performing Arts, Department of Archaeology; National Museum and House of Culture, Dar es Salaam und Maji Maji Memorial Museum, Songea; Nafasi Art Space (Artists: Amani Abeid, Douglas Kahabuka, Nicholas Calvin Mwakatobe, Pia Rutaiwa); Bookstop Sanaa Visual Art Library & Creative Learning Space, Dar es Salaam (Sarita Mamseri); Goethe-Institut Tansania

Projektmitarbeiter_innen: Paola Ivanov (Projektleitung Berlin), Lili Reyels (Projektleitung Tansania und Kuratorin Living Inside the Story), Sarita Mamseri (Künstlerische Leitung) und Kristin Weber-Sinn (wissenschaftliche Mitarbeiterin), Hendryk Ortlieb (Museologe)

Links: https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/ethnologisches-museum/sammeln-forschen/forschung/humboldt-lab-tanzania/; http://www.reimer-mann-verlag.de/controller.php?cmd=detail&titelnummer=101591&verlag=4

Kurzbeschreibung: Die erste Phase des Projekts beinhaltete die Erfassung vorläufige Provenienz-Untersuchung und Online-Stellung der Sammlung von ca. 1400 Objekten aus Namibia im Ethnologischen Museum. Diese Phase wurde gemeinsam mit ExpertInnen aus Namibia durchgeführt, die die Geschichten der Objekte recherchierten und ihr Potenzial für zukünftige Projekte mit WissenschaftlerInnen, KünstlerInnen und Communities zu evaluierten. Auch wurde die Sammlung untersucht um Objekte von besonderer kultureller Relevanz zu bestimmen, aber auch solche diejenigen Objekte, die in genozidären und anderen Gewaltkontexten angeeignet wurden. Eine zweite Phase, finanziert durch die Gerda Henkel Stiftung, wird ausgewählte Objekte zurück nach Namibia bringen, um sie dort in Workshops zu untersuchen.  Ziel der Workshops ist das Wissen über die Objekte zu reaktivieren und sie an die heutigen Interessen der Wissenschaft, Kunst und Communities in Namibia zu verknüpfen. Es ist auch ein Sammlungskatalog zum Gesamtbestand in dem Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin in Bearbeitung.

Laufzeit: 2017 – 2021

Projektförderung: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Gerda Henkel Stiftung

Kooperationen: Museums Association of Namibia, University of Namibia, National Museum of Namibia.

Projektmitarbeiter_innen: Julia Binter, Kolja Drescher, Golda Ha-Eiros, Hertha Hishekwa, Jonathan Fine, Nehoa Kautondokwa, Cynthia Schimming und Jeremy Silvester

Kurzbeschreibung: In den Sammlungen des Ethnologischen Museums befinden sich zirka 2.000 menschliche Überreste, die zu verschiedenen Zeiten und aus unterschiedlichen Motiven angelegt. Der Provenienzforschung an menschlichen Überresten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da es sich um die Überreste menschlicher Individuen handelt, die auch aufgrund einer rassistischen Wissenschafts- und Sammlungspraxis in die Sammlungen ethnologischer Museen gelangte.
Ein erstes Ziel der Provenienzforschung an den menschlichen Überresten im Ethnologischen Museum Berlin ist eine Bestandsaufnahme. Besondere Priorität wird die Erforschung der Aneignungskontexte der Schädel der anthropologischen Sammlungen haben, die sich heute noch im Ethnologischen Museum befinden. Dringend aufgearbeitet werden Überreste ohne oder mit nur geringen Herkunftsinformationen. Hierzu zählen insbesondere nummernlose Schädel und Knochen.
Über die Zukunft der menschlichen Überreste soll ein ergebnisoffener Dialog mit unterschiedlichen Interessengruppen initiiert werden. Hierbei geht es insbesondere um die Einbeziehung von Akteuren aus Herkunftsgesellschaften, um den weiteren Umgang mit den menschlichen Überresten zu diskutieren.

Laufzeit: 2020 – 2022

Projektförderung: Eigenmittel der Staatlichen Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Beteiligte Institutionen: Ethnologisches Museum Berlin; Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin

Projektmitarbeiter: Ilja Labischinski

Humboldt-Universität Berlin; Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin; History Department der University of Dar es Salaam; National Museum of Tanzania; Freie Universität Berlin; Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Brief Description:  Um den Status ethnographischer Sammlungen in Deutschland ist eine heftige Debatte entbrannt, in der die Frage des Eigentums zentral ist. Am Beispiel der Tansania-Sammlung des Ethnologischen Museums Berlin im Humboldt Forum fokussiert sich das Projekt auf die affektive und emotionale Dimension solcher Eigentumskonflikte, in denen nicht nur unterschiedliche Akteursgruppen sondern auch Eigentumskonzeptionen miteinander konkurrieren. Das Projekt untersucht im Rahmen eines multi-sited fieldwork in Deutschland und Tansania, wie Eigentum in diesem Konfliktgeschehen institutionell transformiert wird. Ziel des Projekts ist, die Rolle von Affektivität und Emotionen in solchen sozio-rechtlichen Transformationsprozessen genauer zu konturieren.

Duration: Juli 2019 – Juni 2022

Founding: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Co-operation: Nachfahren der Produzent_innen, Nutzer_innen und Vorbesitzer_innen der Objekte

Researcher: Paola Ivanov, Jonas Benz, Laibor Kalanga und Leonie Benker

Freie Universität Berlin (Kunsthistorisches Institut, Abteilung Kunst Afrikas) / Museum am Rothenbaum, Hamburg / GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig / Ethnologisches Museum Berlin

Kurzbeschreibung: Dissertationsprojekt an der FU Berlin (Kunsthistorisches Institut, Abteilung Kunst Afrikas) zu einer Sammlung, die Leo Frobenius in den Jahren 1907-1909 im heutigen Mali, Guinea, Burkina Faso und Togo gesammelt hat. Ziel ist eine historische Aufarbeitung der Expedition und der daraus hervorgegangenen Sammlung und ihrer Analyse im Kontext gegenwärtiger postkolonialer Fragestellungen.

Laufzeit: 2019 – 2022

Projektförderung: Junior Fellowship am Internationalen Forschungszentrum für Kulturwissenschaften (IFK), Wien

Kooperationen: Evtl. Zusammenarbeit mit Musée National du Mali

Projektmitarbeiterinnen: Cécile Bründlmayer

Lautarchiv der Humboldt-Universität Berlin

Kurzbeschreibung: Das Projekt strebt an, ein Modell für den zukünftigen Umgang mit kolonialen Beständen in Klangarchiven zu schaffen. Inhaltlich steht die Erforschung und das Zugänglichmachen der Tonaufnahmen des Lautarchivs im Vordergrund, die zur Zeit des Ersten Weltkriegs in deutschen Kriegsgefangenenlagern produziert wurden. Derzeit befinden sich über 450 Aufnahmen in der Sammlung, welche Stimmen von afrikanischen Kolonialsoldaten dokumentieren. In der ersten Phase des Projekts werden die Metadaten zu diesen Tondokumenten in enger Kollaboration mit dem Institut Fundamental d’Afrique Noire aus dem senegalesischen Dakar reformuliert. Hierbei werden auch genealogische Forschungen sowie Provenienzforschungen zu Herkunftsorten der Soldaten durchgeführt. In der zweiten Phase werden Beteiligte der jeweiligen Source Communities die Aufnahmen neu übersetzen. Ziel ist es, die digitalisierten Aufnahmen mit ihren historischen Schriftdokumenten langfristig mit möglichst vielen afrikanischen Archiven zu teilen. 

Laufzeit: 2024–2026

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Kooperationen: Institut Fundamental d’Afrique Noire, Senegal

Projektmitarbeiter_innen: Christopher Li (christopher.li.1@hu-berlin.de), Alina Januscheck (alina.januscheck@hu-berlin.de) (bis Februar 2025),  Katarzyna Puzon (katarzyna.puzon@hu-berlin.de), Alia Mossallam (alia.mossallam@hu-berlin.de) (bis Januar 2025)

Link: https://www.lautarchiv.hu-berlin.de/

Bernburg / Leipzig / Querfurt

Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V., Bernburg/ Museum Burg Querfurt/ Leibniz-Institut für Länderkunde e. V., Leipzig/ MARKK/ Ethnologisches Museum Berlin

Kurzbeschreibung: Ausgehend von den Beständen ethnologischer Objekte in vier Sammlungen (Museum Burg Querfurt, Institut für Länderkunde Leipzig, MARKK, Ethnologisches Museum Berlin), verfolgt das Projekt das Ziel, die Kontexte des Erwerbs von Ethnographika durch Hans Schomburgk (1880–1967) in verschiedenen Regionen in Afrika zwischen 1897 und 1958 zu erforschen. Schomburgk reiste in verschiedenen Funktionen nach Afrika – als Militärangehöriger, Großwildjäger und Tierfänger, Forschungsreisender sowie als Spiel- bzw. Dokumentarfilmer. Seine Sammlungstätigkeit war nicht der ausschlaggebende Grund für die Reisen, doch sie waren ein wichtiger Aspekt, vor allem bei seinen Reisen als Dokumentarfilmer. Für eine Rekonstruktion seiner Sammlungstätigkeit ist es daher notwendig, seine Aktivität als Tierfänger und Dokumentarfilmer einzubeziehen, soweit sie Rückschlüsse auf die Provenienz der zu beforschenden Objekte geben.
Die Aktivitäten Schomburgks zu untersuchen, ist nicht nur hoch relevant, da er einer der aktivsten Vermittler von Wissen über Afrika war, sondern auch, weil sich bei ihm eine Verbindung beim Sammeln von Ethnographika, Naturalia und Filmaufnahmen zeigt, die bisher kaum untersucht wurde. Die Erforschung der Sammlungskontexte erfolgt im Dialog mit Vertreter:innen der sog. Herkunftsgesellschaften, wobei ein Schwerpunkt auf Liberia gelegt wird.

Laufzeit: Januar-Dezember 2022

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste (DZK)

Bearbeiter: Lars Müller

Kooperation: National Museum of Liberia, Monrovia; University of Liberia, Monrovia (J Kerkula Foeday, Chairman, Department of Sociology, Anthropology, & Criminology) sowie dem MARKK, Hamburg; Ethnologisches Museum, Berlin

Linkhttps://leibniz-ifl.de/forschung/projekt/der-afrikareisende-hans-schomburgk-sammeln-um-zu-zeigen

Braunschweig

Städtisches Museum Braunschweig

Kurzbeschreibung: In den Jahren 1901 – 1908 erhielt das Städtische Museum Braunschweig eine Sammlung von ca. 700 Objekten des Braunschweigers Kurt Strümpell, der ab 1900 als Angehöriger der Schutztruppe in Kamerun stationiert war. Strümpell war zunächst Stationschef in Tinto (ab 1901), gelangte im Anschluss mit der deutschen Militärexpedition in den Norden Kameruns und war Resident in Adamaua (1906 – 1909). Die Objekte wurden von Strümpell in West-, Südwest- und Nordwestkamerun sowie dem heutigen Adamaoua, Nord- und Extremnord Kameruns und Teilen Nigerias gesammelt. Erforscht werden soll, wie und unter welchen Umständen Strümpell an die Objekte gelangte, welche Erwerbsmodalitäten es gab und wie diese in Zusammenhang mit der deutschen Kolonialherrschaft standen. Die Provenienzforschung erfolgt im Rahmen des PAESE-Verbundprojekts und stützt sich auf die Sammlung von Strümpell im Museum sowie Museumspublikationen, weitere Forschungsliteratur, Archivrecherchen und die Zusammenarbeit mit Experten_innen aus Kamerun. Im Dissertationsprojekt sollen darüber hinaus verschiedene Erinnerungskulturen zu Provenienzen der Sammlung untersucht werden. Anhand der musealen Dokumentation und der oralen Überlieferung an früheren Sammelorten soll untersucht werden, wie von wem koloniale Erwerbskontexte erinnert oder beschwiegen wurden. Mit der gegenwärtigen Provenienzforschung soll ein Beitrag zur postkolonialen Erinnerungskultur am Museum geleistet werden.

Laufzeit: 01.2019 – 01.2022

Projektförderung: Das Projekt ist Teil des Verbundprojekts „Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen“ (PAESE) und wird von der VolkswagenStiftung gefördert.

Kooperationen: Kooperationen mit Wissenschaftler_innen aus den Herkunftsgesellschaften sind im Rahmen von PAESE durchgehend vorgesehen. Für das Jahr 2019 wurden Albert Gouaffo (Université de Dschang) und Paule Dassi (Kuratorin im Palastmuseum Batoufam) eingeladen.

Projektmitarbeiter_innen: Isabella Bozsa (Wissenschaftliche Mitarbeiterin/Doktorandin im PAESE-Projekt) und Evelin Haase (Kuratorin Ethnologie am Städtischen Museum Braunschweig)

Link: www.postcolonial-provenance-research.com/paese/teilprojekte/sammlung-struempell/www.braunschweig.de/museum

3 Landesmuseen  (Braunschweigisches Landesmuseum, Herzog Anton Ulrich-Museum, Staatliches Naturhistorisches Museum Braunschweig)

Kurzbeschreibung: Das Provenienzforschungsprojekt der 3Landesmuseen Braunschweig umfasst sowohl den NS-Kulturgutraub als auch die Kolonialen Kontexte. Bezogen auf die Kolonialen Kontexte geht es unter anderem um die Nachlässe Heinrich Schlüter (eher wenige Objekte und eine größere Fotosammlung aus Namibia) und Wilhelm Waßmuß (Objekte und eine größere Fotosammlung aus Ostafrika, Sansibar, Kenia und dem Iran), um Ethnographica, u. a. aus Südamerika, sowie um menschliche Überreste, u. a. aus Kanada (Inuit), Peru, Papua-Neuguinea und Indonesien (Nias). Unter den menschlichen Überresten befinden sich vor allem Schädel, aber auch Skelettteile, Mumien und ein Feuchtpräparat. Einbezogen werden auch verschollene menschliche Überreste von Personen, deren Schicksal durch Quellen gut belegt und dokumentiert ist. Dazu kommen einzelne Gipsobjekte. In die NS-Zeit reicht eine Fotosammlung (mit einzelnen Bildtafeln) aus dem Bereich Eugenetik / Rassenkunde mit Bezügen zu Kolonialen Kontexten. Zu den Aufgaben und Zielsetzungen des umfangreichen und heterogenen Projekts gehören Dokumentation, Klärung der Umstände des Erwerbs, Kontextualisierung, Transparenz und Dialog.

Laufzeit: 04.2019 – 03.2022

Projektförderung: Land Niedersachsen

Projektmitarbeiter: Hansjörg Pötzsch

Link: https://3landesmuseen-braunschweig.de/braunschweigisches-landesmuseum/sammlung/provenienzforschung

Kurzbeschreibung: In den Jahren 1901 – 1908 erhielt das Städtische Museum Braunschweig eine Sammlung von ca. 700 Objekten des Braunschweigers Kurt Strümpell, der ab 1900 als Angehöriger der Schutztruppe in Kamerun stationiert war. Strümpell war zunächst Stationschef in Tinto (ab 1901), gelangte im Anschluss mit der deutschen Militärexpedition in den Norden Kameruns und war Resident in Adamaua (1906 – 1909). Die Objekte wurden von Strümpell in West-, Südwest- und Nordwestkamerun sowie dem heutigen Adamaoua, Nord- und Extremnord Kameruns und Teilen Nigerias gesammelt. Erforscht werden soll, wie und unter welchen Umständen Strümpell an die Objekte gelangte, welche Erwerbsmodalitäten es gab und wie diese in Zusammenhang mit der deutschen Kolonialherrschaft standen. Die Provenienzforschung erfolgt im Rahmen des PAESE-Verbundprojekts und stützt sich auf die Sammlung von Strümpell im Museum sowie Museumspublikationen, weitere Forschungsliteratur, Archivrecherchen und die Zusammenarbeit mit Experten_innen aus Kamerun. Im Dissertationsprojekt sollen darüber hinaus verschiedene Erinnerungskulturen zu Provenienzen der Sammlung untersucht werden. Anhand der musealen Dokumentation und der oralen Überlieferung an früheren Sammelorten soll untersucht werden, wie von wem koloniale Erwerbskontexte erinnert oder beschwiegen wurden. Mit der gegenwärtigen Provenienzforschung soll ein Beitrag zur postkolonialen Erinnerungskultur am Museum geleistet werden.

Laufzeit: 01.2019 – 01.2022

Projektförderung: Das Projekt ist Teil des Verbundprojekts „Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen“ (PAESE) und wird von der VolkswagenStiftung gefördert.

Kooperationen: Kooperationen mit Wissenschaftler_innen aus den Herkunftsgesellschaften sind im Rahmen von PAESE durchgehend vorgesehen. Für das Jahr 2019 wurden Albert Gouaffo (Université de Dschang) und Paule Dassi (Kuratorin im Palastmuseum Batoufam) eingeladen.

Projektmitarbeiter_innen: Isabella Bozsa (Wissenschaftliche Mitarbeiterin/Doktorandin im PAESE-Projekt) und Evelin Haase (Kuratorin Ethnologie am Städtischen Museum Braunschweig)

Link: www.postcolonial-provenance-research.com/paese/teilprojekte/sammlung-struempell/www.braunschweig.de/museum

Bremen

Übersee-Museum

Kurzbeschreibung: Das am Übersee-Museum angesiedelte, gemeinsam mit der Forschungsstelle koloniales Erbe der Universität Hamburg durchgeführte, Projekt verfolgt das Ziel, die Herkunft und Geschichte der Sammlungen aus Kamerun, dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika (Tansania, Burundi, Ruanda) und Deutsch-Südwestafrika (Namibia) zu erforschen. Das Projekt untersucht die Entstehungsgeschichte kolonialer Sammlungen, aus der Perspektive afrikanischer sowie deutscher Akteur_innen. Dafür geht die akteurszentrierte Untersuchung den Fragen auf den Grund, wie Sammler_innen außereuropäische Gegenstände zusammengetragen haben sowie welche Handlungsspielräume dabei die Vertreter_innen der Herkunftsgesellschaften hatten. Vorstellungen von der unumstrittenen Rechtmäßigkeit des Erwerbes auf der einen und der völligen Machtlosigkeit der Herkunftsgesellschaften im kolonialen Unrechtssystem auf der anderen Seite, werden dabei hinterfragt. Ethnologische Museen sind Orte einer geteilten Erinnerungskultur. Aus der Sicht der Herkunftsgesellschaften bildet die Frage, warum bestimmte afrikanische Kulturschätze in europäischen Museen bewahrt werden, einen wichtigen Teil des kulturellen Gedächtnisses. Gleichzeitig ist die in der Hochphase der deutschen Kolonialgeschichte gegründete Institution an der Beantwortung der offenen Fragen zur Erwerbs-, Sammlungs- und Institutionsgeschichte interessiert.

Laufzeit: November 2016 – April 2021

Projektförderung: Förderinitiative „Forschung in Museen“ der Volkswagenstiftung

Kooperationen: Jeremy Silvester (Museum Association of Namibia), Oswald Masebo (University of Dar es Salaam), Philip Maligisu (National Museum of Tanzania), Albert Gouaffo (Université de Dschang) und Prince Kum’a Ndumbe III (Fondation AfricAvenir International)

Projektmitarbeiter_innen: Ndzodo Awono (Doktorand/Kamerun-Sammlung), Patrick Hege ((Projekt-Koordinator, Postdoc-Forscher/Ostafrika-Sammlung), Christian Jarling ((Doktorand/Namibia-Sammlung))

Links: https://www.kolonialismus.uni-hamburg.de/2017/04/04/presseinformation-getauscht-gekauft-geraubt-koloniale-spurensuche-in-den-afrikanischen-sammlungen-des-uebersee-museums-bremen-provenienzforschung-der-universitaet-hamburg-und-des-uebersee-museums/ https://www.volkswagenstiftung.de/aktuelles-presse/geschichten-aus-der-foerderung/die-eigene-sammlungsgeschichte-erschlie%C3%9Fen-provenienzforschung-im-%C3%BCbersee-museum-bremen

Kurzbeschreibung: Untersuchung der Provenienz von 115 menschlichen Schädeln aus Melanesien, die mutmaßlich aus der deutschen Kolonialzeit herrühren. Im Übersee-Museum werden Ahnen- und Trophäenschädel, die künstlerisch bearbeitet wurden und von Vorfahren oder Feinden der Herkunftsgesellschaften stammen sowie menschliche Überreste, welche auf anthropologische Sammeltätigkeit zurückzuführen sind, verwahrt. Für lediglich 38 dieser kulturell sensiblen Objekte gibt es derzeit Hinweise auf die Einlieferer. Kunst, Ahnenverehrung, Kopfjagd und Kannibalismus Neuguineas faszinierten Wissenschaftler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Erkenntnisse sollen in Deutsch/Englisch auf der Museums-Homepage zugänglich gemacht werden. Es ist vorgesehen, in einen Dialog mit Fachwissenschaftler_innen und Vertreter_innen der Herkunftsgesellschaften aus Papua-Neuguinea einzutreten.

Laufzeit: November 2019 – Oktober 2020

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Projektmitarbeiterinnen: Bettina von Briskorn

Dresden

Staatliche Kunstsammlungen Dresden/ GRASSI Museum für Völkerkunde Leipzig

Kurzbeschreibung: Die proaktive Provenienzforschung untersucht die Sammlungsgeschichte von 4 Schädeln aus der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ost-Afrika, die den Wadschagga und Dorobbo aus der Region um den Kilimandscharo zugeordnet sind. Die Schädel wurden 1902 von dem späteren Schutztruppen-Leutnant Hermann Trefurth dem Königlich Naturhistorischen Museum zu Dresden geschenkt und befinden sich heute in der anthropologischen Sammlung des Völkerkundemuseums Dresden.

Laufzeit: 01.4.2019 – 31.12.2019

Projektförderung: Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Kooperationen: Übersetzung des vorläufigen Berichts in Swahili in Arbeit.

Projektmitarbeiter_innen: Birgit Scheps-Bretschneider (Projektleitung), Isabelle Reimann, Mnyaka Sururu Mboro und Sarah Fründt

Kurzbeschreibung: Gegenstand der historischen und anthropologischen Provenienzforschung waren 9 menschliche Überreste aus kolonialen Erwerbskontexten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sie stammen aus verschiedenen afrikanischen Kontexten.

Laufzeit: 04.2019 – 12.2019

Projektförderung: Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Projektmitarbeiter_innen: Birgit Scheps-Bretschneider (Projektleitung), Miriam Hamburger und Sarah Fründt

Kurzbeschreibung: Gegenstand der historischen und anthropologischen Provenienzforschung waren 9 menschliche Überreste aus kolonialen Erwerbskontexten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sie stammen aus verschiedenen afrikanischen Kontexten.

Laufzeit: 04.2019 – 12.2019

Projektförderung: Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Projektmitarbeiter_innen: Birgit Scheps-Bretschneider (Projektleitung), Miriam Hamburger und Sarah Fründt

Kurzbeschreibung: Die proaktive Provenienzforschung untersucht die Sammlungsgeschichte von 4 Schädeln mit den Zuordnungen zu Wagogo, Waswahili, Oromoo (“Galla”), die 1921 in die anthropologische Sammlung der Staatlichen Museen für Tierkunde und Völkerkunde Dresden aufgenommen und vom damaligen Museum für Völkerkunde Rostock angekauft wurden.

Laufzeit: 10.07.2020 – 10.11.2020

Projektförderung: Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Projektmitarbeiter_innen: Birgit Scheps-Bretschneider (Projektleitung), Isabelle Reimann, Mnyaka Sururu Mboro, Ulrike Kirsch und Sarah Fründt

Frankfurt am Main

Weltkulturen Museum

Kurzbeschreibung: Für die Ausstellung „Gesammelt, Gekauft, Geraubt?“ recherchierte das Weltkulturen Museum Fallbeispiele aus kolonialem und nationalsozialistischem Kontext. Hinsichtlich des kolonialen Kontexts wurden Objekte untersucht, die während der deutschen Kolonialzeit gesammelt oder durch deutsche Forscher/Siedler/Sammler in andern Kolonien um die Jahrhundertwende erworben wurden. Unter den Fallbeispielen befanden sich Objekte aus Kamerun, Namibia und Südafrika sowie aus Indonesien. Ein weiteres Thema waren Objekterwerbungen in den besetzten Gebieten während des Nationalsozialismus. Dabei ging es neben Fragen der Enteignung von Frankfurter Bürgern auch um die Rolle der Kunsthändler in Amsterdam und Paris. Die Ausstellung fand im Rahmen der Kooperation „Gekauft. Gesammelt. Geraubt? Vom Weg der Dinge ins Museum“ mit dem Historischen Museum Frankfurt, dem Museum Judengasse, dem Museum Angewandte Kunst und dem Fritz-Bauer-Institut statt.

Laufzeit: 16.08.2018 – 27.01.2019

Publikation: Gekauft. Gesammelt. Geraubt? Vom Weg der Dinge ins Museum. Dokumentation, Henrich Edition 2019.

Projektförderung: Eigenmittel und Kooperationsfonds des Kulturamtes, Frankfurt am Main

Kooperationen: Bas van Lier (Amsterdam, NL); Amathole Museum (King Williams Town, SA); Museum of Military History (Johannesburg, SA)

Projektmitarbeiter_innen: Julia Friedel (Kustodin Afrika) und Vanessa von Gliszczynski (Kustodin Südostasien)

Link: www.weltkulturenmuseum.de/de/ausstellungen/archiv/10030

Kurzbeschreibung: Provenienzforschung über eine kolonialzeitliche Sammlung aus Nordost-Neuguinea, die von Hans Meier (1876 – 1955), einem Techniker der Neuendettelsauer Mission, 1904/05 gesammelt und 1906 von dem Architekten Hans Höllerer durch das Museum erworben wurde. Der Sammler verarbeitete seine Erlebnisse in Neuguinea später in den 1920er Jahren in stark fiktionalisierter Form als Autor von Abenteuererzählungen in einschlägigen Groschenheften.

Laufzeit: seit Ende 2017

Projektförderung: Eigenmittel

Projektmitarbeiter: Matthias Claudius Hofmann (Kustos Ozeanien)

Linkhttps://www.weltkulturenmuseum.de/de/museum/aktuell/?aktuell=die-sammlung-hoellerer

Kurzbeschreibung: Ziel war die Aufarbeitung der knapp 600 Objekte umfassenden Südamerikasammlung, die das Weltkulturen Museum zu verschiedenen Zeitpunkten zwischen 1965 und 1986 von dem polnischen Sammler und Ethnologen Borys Malkin (1917 – 2009) erworben hat. Es handelt sich hauptsächlich um zeitgenössische Objekte von indigenen Gruppen aus dem südamerikanischen Tiefland, speziell aus Kolumbien, Bolivien, Brasilien und Paraguay. Über die meisten Objekte ist wenig bekannt, obwohl Malkin weltweit für seine sorgfältigen Objektdokumentationen geschätzt wurde.

Laufzeit: 07.2018 – 06.2019

Projektförderung: Eigenmittel

Projektmitarbeiter_innen: Arno Holl (Volontär)

Publikation: Holl, Arno. 2019: Soon nothing of the same kind can be obtained. Über die Turbulenzen im Leben des Sammlers Borys Malkin. In: Weltkulturen News 1: In Bewegung, Oktober 2019 – März 2020. S. 4-7.

Linkhttps://www.weltkulturenmuseum.de/de/sammlungen/amerikas/

Kurzbeschreibung: Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt Invisible Inventories geht der Frage nach, wie Objekte, die sich gegenwärtig im Besitz von Kulturinstitutionen im Globalen Norden befinden, für die heutige kenianische Gesellschaft zugänglich gemacht werden können. Invisible Inventories will afrikanische Perspektiven und Positionen ins Zentrum der Restitutionsdebatte stellen. Zwei Künstler_innenkollektive sowie Forscher_innen aus Kenia und Deutschland werden mit den National Museums of Kenya (NMK), dem Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) in Köln und dem Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main zusammenarbeiten, um im Zeitraum von September 2020 bis September 2021 eine Serie von drei Ausstellungen zu produzieren. Das Weltkulturen Museum setzt seinen Fokus dabei auf die Erforschung der hauseigenen Sammlung von Objekten aus Kenia.

Laufzeit: 2018 – 2021

Projektförderung: Kulturstiftung des Bundes

Kooperationen mit dem Goethe-Institut Kenia, Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, National Museum of Kenya, SHIFT Kollektiv, The Nest Collective

Projektmitarbeiter_innen: Julia Friedel (Kustodin Afrika), Frauke Gathof (Volontärin) und Leonie Neumann (Volontärin)

Link: www.inventoriesprogramme.org

Freiburg

Museum Natur und Mensch (Freiburg)

Kurzbeschreibung: Das Museum Natur und Mensch verwahrt in seiner Ethnologischen Sammlung auch eine Vielzahl an Objekten aus Ozeanien. In den Jahren 2017 und 2018 wurde dieser Bestand digitalisiert. Dabei zeigte sich, dass mehr als 1.200 Sammlungsgegenstände im Zeitraum der deutschen Kolonialherrschaft in Ozeanien ans Museum kamen. Die Sammlung Brandeis besteht aus 279 Objekten, die der ehemalige kaiserliche Landeshauptmann Eugen Brandeis und seine Ehefrau Antonie vor allem auf den Marshallinseln und Samoa sammelten und 1901 dem damaligen Museum für Natur- und Völkerkunde vermachten.

Ziel des Forschungsprojekts ist zum einen, diesen Bestand ethnohistorisch zu untersuchen – nach Möglichkeit in Kooperation mit Partner_innen aus den Urhebergesellschaften. Zum anderen geht es darum, die Biografien und Sammlungstätigkeiten von Eugen und Antonie Brandeis aufzuarbeiten. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf Antonie liegen, die den Großteil der Sammlung verantwortet hat, in ihrer Rolle als Sammlerin jedoch weitgehend im Schatten ihres einflussreichen Mannes verblieb. Durch diesen doppelten Fokus leistet das Projekt einen Beitrag zur Aufarbeitung des Kultur- und Sammlungsgutes aus kolonialen Kontexten im deutschsprachigen Raum sowie des Wirkens zentraler Persönlichkeiten der deutschen Kolonialgeschichte

Laufzeit: 2020 – 2021

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Kooperationen: Im Aufbau

Projektmitarbeiter_innen: Godwin Kornes

Links: www.freiburg.de/pb/1576576.html

Gießen

Oberhessisches Museum Gießen/ Ethnographische Sammlung der Philipps- Universität-Marburg

Kurzbeschreibung: Die Ethnographische Sammlung des Oberhessischen Museums in Gießen und die Ethnographische Sammlung der Philipps-Universität Marburg werden in Kooperation Teilbestände ihrer Sammlungen auf verschiedene koloniale Kontexte hin erforschen. Der Bestand der Gießener Sammlung, die 1910 gegründet wurde, umfasst insbesondere aufgrund ihrer Entstehungszeit während der deutschen formalen Kolonialherrschaft eine Vielzahl von Objekten aus kolonialen Kontexten. Die Ethnographische Sammlung der Philipps-Universität Marburg wurde erst in den 1920er Jahren gegründet, umfasst aber ebenso Objekte aus kolonialen Kontexten, die insbesondere auf die Übernahme von Teilsammlungen aus anderen Sammlungen zurückzuführen sind.

Ziel des Forschungsprojektes ist zum einen die Rekonstruktion der Objektbiografien von ca. 60 Objekten aus der Region Ostafrika (insbesondere Tansania) und aus Kamerun. Zum anderen soll den sich andeutenden Verbindungen zwischen der Marburger und Gießener Sammlung nachgegangen werden. Es gilt diese Verbindungen insbesondere auf Personen hin zu untersuchen, die an der Entstehung und Entwicklung beider Sammlungen beteiligt waren, aber auch auf konkrete Verdachtsmomente, die sich bereits in der Projektvorbereitung abgezeichnet haben.
Das Projekt beabsichtigt nicht nur die Kooperation zwischen der Marburger und Gießener Sammlung, um Provenienzforschung zu Objekten aus kolonialen Kontext in Mittelhessen zu etablieren. Ebenso sollen Kooperationen mit VertreterInnen in Tansania und Kamerun aufgebaut werden, um einen vielseitigen Forschungsprozess zu gestalten, in den unterschiedliche Perspektiven einfließen. Das kooperative Forschungsprojekt stellt somit eine wesentliche Grundlage für zukünftige Forschungsvorhaben beider Sammlungen und in der Region Mittelhessen dar.

Die Forschungsergebnisse sollen sowohl auf der Website des Oberhessischen Museums Gießen als auch auf der Website der Ethnographischen Sammlung der Philipps-Universität Marburg in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht werden.

Laufzeit: November 2020 bis Oktober 2021

Förderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste.

Mitarbeiter_innen: Katharina Weick-Joch, Manuela Rochholl, Ernst Halbmayer, Dagmar Schweitzer de Palacios

Linkhttps://kulturgutverluste.de/projekte/provenienzen-von-ethnographischen-objekten-aus-kolonialen-kontexten-mittelhessen

Göttingen

Institut für Ethnologie und Ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen

Kurzbeschreibung: Das Teilprojekt befasst sich im Kontext des niedersächsischen Provenienz-Verbundprojektes PAESE mit kolonialzeitlichen Beständen an der Universität Göttingen im Spannungsfeld ihrer Dokumentations-, Nutzungs- und Deutungsgeschichte in Forschung und Lehre. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Beständen der Ethnologischen Sammlung.

Laufzeit: November 2019 – Oktober 2021

Projektförderung: Das Projekt ist Teil des Verbundprojekts „Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen“ (PAESE) und wird von der VolkswagenStiftung gefördert.

Kooperationen: Flower Manase (Nationalmuseum Tansania)

Projektmitarbeiter_innen: Hannah Stieglitz, Michael Kraus und Elfriede Hermann

Linkhttps://www.postcolonial-provenance-research.com/paese/teilprojekte/sammeln-und-lehren/

 

 

 

Kurzbeschreibung: Tjurungas stehen für australische Aborigines in Verbindung mit der mythischen Traumzeit. Sie definieren verwandtschaftliche Zugehörigkeiten und können Landrechte markieren. In der Wissenschaft werden diese Gegenstände als „sensibel“ bzw. als „secret-sacred“ klassifiziert. Es handelt sich um Artefakte, die zum einen in der Urhebergesellschaft als „heilig“ betrachtet werden und zugleich bestimmten Tabus unterliegen. Das Projekt erforscht die Provenienz von Tjurungas in der Ethnologischen Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen.

Dauer: Dezember 2020 – Februar 2021

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Kooperation: PAESE – Teilprojekt: Provenienzen von Tjurunga im Landesmuseum Hannover und in der Sammlung Hermannsburg

Projektmitarbeiter_innen: Josefine Wartenberg (Projektmitarbeiterin), Michael Kraus

Linkhttps://kulturgutverluste.de/projekte/tjurungas-der-ethnologischen-sammlung-der-georg-august-universitaet-goettingen

 

Mittlere und Neuere Geschichte der Georg-August-Universität Göttingen, Ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen

Kurzbeschreibung: Die ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen beherbergt eine große Anzahl von Objekten, die einem kolonialen Kontexten zugeordnet werden können. Das Promotionsprojekt will internationale Handelswege und Netzwerke, in die die heute in Göttingen befindlichen Sammlungsbestände eingebunden waren, näher betrachten. Betrachtet werden einzelnen Objekten aus den ehemaligen Deutschen Kolonien in der Südsee die zwischen 1890 und 1914 vor Ort gesammelt wurden. Personen wie Richard Thurnwald, Adolf Roesicke, Franz Boluminski oder Arthur Speyer stehen mit diesen Objekten in Verbindung. Folgende Fragen werden dabei untersucht: Wie wurde Wissen im kolonialen Kontext generiert? Welche Rolle spielten Objekte dabei? Wer erwarb Objekte? Wie sahen Aneignungspraktiken im Herkunftsland, in Europa und in Göttingen aus? Welche Akteurinnen und Akteure waren Teil dieses Prozesses?

Laufzeit: Oktober 2018 – September 2021

Projektförderung: Das Projekt ist Teil des Verbundprojekts „Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen“ (PAESE) und wird von der VolkswagenStiftung gefördert.

Kooperationen: Tommy Buga (National Museum and Art Gallery PNG)

Projektmitarbeiter_innen: Sara Müller, Rebekka Habermas, Michael Kraus und Elfriede Hermann

Links: https://www.postcolonial-provenance-research.com/paese/teilprojekte/goettingen-viele-wege/

 

 

 

Kurzbeschreibung: Im Zentrum des Projekts stehen die Tiere und Ethnographica, die durch die von Alfeld aus international agierenden Tierhandelsunternehmen Carl Reiche und Ludwig Ruhe im 19. und 20. Jahrhundert gehandelt wurden. Ziel ist es, die globalen Wege und Netzwerke zu eruieren, über die Zoologica und Ethnologica und mit ihnen auch Menschen aus den jeweiligen Herkunftsländern an verschiedene Orte und Einrichtungen in Europa gelangten. Im Sinn einer globalen Mikrogeschichte werden daher die globalen Verflechtungen dieses Tier- (und auch Menschen-)Handels untersucht. Zugleich sollen dabei auch die bisher noch weitgehend unerforschte Verknüpfung von Sammler- und Handelsnetzwerken von Zoologica und deren Verbindung mit Ethnographica und sogenannten „Völkerschauen“ beleuchtet werden.

Publikation: Andratschke, Claudia, Hoes, Charlotte Marlene und Krieger, Annekathrin (Hrsg.): Colonial Dimensions of the Global Wildlife Trade, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2024 (Veröffentlichungen des Netzwerks Provenienzforschung in Niedersachsen, Band 6).https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1415

Laufzeit: Januar 2021 – Dezember 2022

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste (DZK)

Beteiligte Institutionen: Durchgeführt an der Georg-August Universität Göttingen, in Zusammenarbeit mit dem Museum der Stadt Alfeld und mit Unterstützung vom Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen.

Projektmitarbeiterinnen: Charlotte Hoes, Rebekka Habermas

Linkshttps://www.uni-goettingen.de/de/projekt+globaler+tierhandel/659291.html

 

 

 

Hamburg

Museum am Rothenbaum (MARKK)

Kurzbeschreibung: Das Forschungsprojekt widmet sich den Provenienzen früher Sammlungskonvolute des Museums am Rothenbaum (MARKK), die in Zusammenhang mit den internationalen Netzwerken der Hamburger Kaufmannschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts stehen. Im ersten Projektjahr wurden Herkunft und Erwerbungsumstände signifikanter Sammlungsbestände aus Westafrika untersucht. In den zwei folgenden Jahren soll Gleiches für im Handelskontext erworbene Ethnografica aus Ozeanien in den Sammlungen des MARKK geschehen, um deren Zusammenhang mit kolonialen Unrechtskontexten zu eruieren.
Im ersten Jahr konzentrierte sich die Untersuchung vor allem auf jene Bestände, die sich aufgrund ihrer Objektzusammensetzung und durch ihren Zusammenhang mit dem Welthandel des ausgehenden 19. Jahrhunderts besonders dafür eigneten, zugrundeliegende Strukturen aufzuzeigen und weiterführende Zugänge der Erschließung zu entwickeln. Ein Großteil der bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ins MARKK gelangten Westafrika-Bestände stammt entweder von Familienangehörigen bedeutender Handels- und Schifffahrtsunternehmen oder von bis dahin unbekannten Individuen, von denen im Museumsinventar teils nur ein Name verzeichnet war. Insbesondere diese Personen standen im Fokus der ersten zwölf Monate des Forschungsprojekts. Neben der zeitgeschichtlichen Kontextualisierung der Erwerbungsumstände war hierbei die Schaffung eines ausbaufähigen Referenzrahmens für die weiterführende Provenienzforschung am MARKK sowie anderen deutschen Museen Ziel des Projekts.
Daran anknüpfend sollen in den kommenden zwei Jahren in Erweiterung des geografischen Rahmens Sammlungen aus Ozeanien mit Schwerpunkt auf den ehemaligen deutschen Kolonialgebieten näher betrachtet werden. Auch hier bildet der historische Kontext den Ausgangspunkt für die Erforschung der Bestände, die das ehemalige Museum für Völkerkunde über Transaktionpartner aus dem Umfeld der Hamburger Firmen und Handelsunternehmen, wie beispielsweise „Hernsheim & Co.“ oder die sog. „Jaluit-Gesellschaft“ bezog.
Die Ergebnisse des um zwei Jahre verlängerten Forschungsprojekts werden in die neue Dauerausstellung des MARKK einfließen, in der die Verbindung der Sammlung mit dem Hamburger Welthandel und die hierzu durchgeführte Provenienzforschung eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus werden die Forschungsergebnisse auf der Website des Museums sowie in verschiedenen Portalen der kolonialen Provenienzforschung ausgespielt. Angedacht ist zudem eine Veröffentlichung der Resultate im Rahmen einer vom Museum herausgegebenen wissenschaftlichen Publikation. Abhängig vom Ergebnis der Recherchen zu den Erwerbungsumständen der jeweiligen Sammlungsgegenstände sind gemeinsame Schritte (zum Beispiel Restitutionen) in Kooperation mit Partner:innen vor Ort zu planen.

Laufzeit: 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2023

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Kooperationen: Für lokale Forschungen zu den aus dem nigerianischen Küstenbereich stammenden Beständen ist das MARKK mit Dr. Babajide Ololajulo, Senior Lecturer in Cultural Anthropology am Department of Archaeology and Anthropology der Universität Ibadan in Kontakt. Richard Tsogang Fossi ist als Fellow zu Gast am MARKK und arbeitet zur Provenienz und zum lokalen Stellenwert der Kamerunbestände des Hauses. Die Ergebnisse seiner Forschung fließen in ein Ausstellungsprojekt ein, das aus Mitteln der Kulturstiftung des Bundes finanziert wird, und im Rahmen dessen das MARKK auch mit Princess Marilyn Douala Manga Bell, der Großenkelin von Rudolf Manga Bell, zusammenarbeitet.

Ende Oktober/Anfang November 2022 wird im MARKK ein in Kooperation mit Prof. Dr. Michi Knecht (Universität Bremen) organisierter Workshop stattfinden, bei dem in Zusammenarbeit u. a. mit Vertreter:innen aus Papua-Neuguinea Zwischenergebnisse und Perspektiven des Projekts diskutiert werden sollen.

Projektmitarbeiter: Jamie Dau (Provenienzforscher für den Kolonialen Kontext)

Link: markk-hamburg.de/category/provenienzforschung/

Hannover

Landesmuseum Hannover

Kurzbeschreibung: Das Landesmuseum Hannover fokussiert sich im Rahmen des Projekts zunächst auf zwei wichtige Sammlungen aus Kamerun: von dem Kolonialoffizier Wilko von Frese, der zwischen 1908 und 1910 in Dschang stationiert war, verwahrt das Landesmuseum etliche Objekte aus dem Grasland Kameruns. Es sollen die diversen Erwerbsstrategien des Sammlers und dabei vorwiegend der Kontext der Erwerbungen untersucht werden. Daneben wird die Provenienz eines Konvoluts beforscht, das über den Ethnografika-Händler Julius Konietzko 1930 angekauft wurde und nach Angaben des Händlers aus einer Strafexpedition des Gouverneurs von Puttkamer in Bamenda im Jahre 1911 stammen würde. Erste Prüfungen haben jedoch ergeben, dass sich von Puttkamer zu dem angegebenen Zeitpunkt nicht mehr in Kamerun aufhielt. Der Gewaltkontext und die fehlerhafte Provenienzangabe dieses Konvoluts sollen geprüft werden, um dann die Objektbiografien, die Wissensproduktion um die Objekte und deren Bedeutungswandel nachzuvollziehen.

Laufzeit: 09.2018 – 09.2021

Projektförderung: Das Projekt ist Teil des Verbundprojekts „Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen“ (PAESE) und wird von der VolkswagenStiftung gefördert.

Kooperationen: Paule Dassi (Kuratorin des Palastmuseums Batoufam), Albert Gouaffo (Leiter der Abteilung Angewandte Fremdsprachen der Universität Dschang, Mitglied des Förderbeirats „Koloniales Kulturgut“ des DZK)

Projektmitarbeiter_innen: Bianca Baumann und Claudia Andratschke

Link: https://www.postcolonial-provenance-research.com/paese/teilprojekte/hannover-erwerbsstrategien; www.landesmuseum-hannover.de/haus/forschung/paese/

Kurzbeschreibung: Das Ausstellungsprojekt „Heikles Erbe. Koloniale Spuren bis in die Gegenwart“ beschäftigte sich mit der kolonialen Verstrickung der hauseigenen Sammlungen. Dabei wurden erste Ergebnisse der Provenienzforschung zu Ethnografika sowie naturkundlichen Objekten präsentiert. Die Ausstellung verfolgte einen akteurszentrierten Ansatz und nahm einerseits die Sammler_innen und Objektgeber_innen in Augenschein, um die entsprechenden Objekterwerbe zu kontextualisieren. Andererseits wurde die agency der Kolonisierten berücksichtigt und der andauernde Widerstand in sämtlichen deutschen Kolonien thematisiert und somit eine mehrperspektivische Lesart ermöglicht. Der zweite Teil der Ausstellung war der postkolonialen Situation und fortdauernden kolonialen Strukturen gewidmet. Durch unter anderem zeitgenössische Kunst aus Hawai’i wurde auf die heute noch bestehende Abhängigkeit von den USA verwiesen. Am Ende des Rundgangs wurde der zeitgemäße Umgang mit dem heiklen Erbe thematisiert und Fragen und Grenzen der Provenienzforschung aufgezeigt.

Publikation: Poser, Alexis von und Bianca Baumann (Hrsg.): Heikles Erbe. Koloniale Spuren bis in die Gegenwart. Dresden: Sandstein 2016.

Laufzeit: 09.2016 – 02.2017

Projektförderung: Landesmuseum Hannover / Land Niedersachsen

Kooperationen: Healoha Johnston (Honolulu Museum of Art); Wazi Apoh (University of Ghana)

Projektmitarbeiter_innen: Alexis von Poser, Bianca Baumann, Claudia Andratschke und Christiane Schilling

Netzwerk für Provenienzforschung in Niedersachsen

Kurzbeschreibung: Die Museumsfachstelle/Volkskunde des Kommunalverbandes Ostfriesische Landschaft ließ die Provenienz von 511 Objekten, bei denen vermutet wurde, dass sie aus der ehemaligen deutschen Kolonie in China stammten, untersuchen. Diese Objekte befinden sich in vier ostfriesischen Museen und Kultureinrichtungen, dem Deutschen Sielhafenmuseum Carolinensiel, der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden, dem Ostfriesischen Teemuseum Norden und dem Fehn- und Schiffahrtmuseum Westrhauderfehn. Das Projekt wurde vom Netzwerk Provenienzforschung Niedersachsen unterstützt. Mit den Forschungen wurde Facts & Files Historisches Forschungsinstitut Berlin beauftragt. Durch Nachmeldungen erhöhte sich diese Zahl der zu untersuchenden Objekte auf 606. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass einig Objekte aus mehreren Teilen bestehen (z. B. Kanne und Deckel), die je einzeln inventarisiert sind. Außerdem konnten etwa 50 Objekte frühzeitig als nicht aus China oder Ostasien stammend identifiziert und folglich von der tiefergehenden Untersuchung ausgeschlossen werden. Anhand der Museumsinventare, Objektdokumentation, Abbildungen und den bei der Autopsie erhobenen Provenienzmerkmalen wurden Vorbesitzer der Objekte ermittelt. Zu der Analyse gehörten auch die Identifikation, Transliteration und Übersetzung der gefundenen Marken, Punzen und sonstigen chinesischen und japanischen Beschriftungen. Bei 270, also knapp der Hälfte aller zu untersuchenden, Objekten wurde durch die Analyse der darauf befindlichen Marken festgestellt, dass diese nicht in China hergestellt worden waren. Davon sind 119 chinesisch oder asiatisch dekorierte Porzellane, vor allem Tassen, Untertassen und Teekannen. Viele davon wurden in Japan produziert, einige auch in Deutschland. Die Stücke, die als in Japan produziert identifiziert wurden, wurden aufgrund ihres möglichen Erwerbs in China (oder auf dem Weg von/nach China) weiter untersucht. Die überwiegende Mehrheit der neu zugeschriebenen Objekte (233) befindet sich im Sielhafenmuseum Carolinensiel, während in den anderen Häusern nur jeweils etwa zehn Objekte betroffen sind. Bei 43 Objekten konnte zudem die Datierung des Objektes korrigiert oder präzisiert werden. Im Falle der tatsächlich in China hergestellten Porzellane erwiesen sich angebrachte Regierungs-Marken in den meisten Fällen als Nachahmungen, die für die Datierung allenfalls einen terminus post quem lieferten. Alle ermittelten 55 Marken wurden dokumentiert und anhand von Fachliteratur sowie unterschiedlichen, insbesondere chinesischen Quellen im Internet bestimmt. Ein unrechtmäßiger Erwerb im Sinne der Definition des „Leitfadens zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und der „Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen des Deutschen Museumsbunds konnte in keinem Fall nachgewiesen werden. Die relevanten Objekte wurden online auf www.postcolonial-provenance-research.com (PAESE Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen) veröffentlicht. (c) Ostfriesische Landschaft Regionalverband für Kultur, Wissenschaft und Bildung

Publikation: Andratschke, Claudia und Jachens, Maik (Hrsg.): Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten (China): In vier ostfriesischen Museen und Kultureinrichtungen, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2023 (Veröffentlichungen des Netzwerks Provenienzforschung in Niedersachsen, Band 4).https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1017.

Laufzeit: 2021

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Kooperationen: Ostfriesische Landschaft Regionalverband für Kultur, Wissenschaft und Bildung

Projektmitarbeiter_innen: Beate Schreiber, Facts & Files Historisches Forschungsinstitut Berlin, mail@factsandfiles.com

Kurzbeschreibung: Im Rahmen eines vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste kurzfristig geförderten „Erstcheck“-Projektes, welches auf die Identifizierung von NS-Raubgut abzielte, wurden 2016 im Stadt- und Tiermuseum Alfeld Ethnografika mit ungeklärter oder auffälliger Herkunft – möglicherweise aus kolonialen Kontexten – identifiziert (Riemenschneider 2017). Während eines dann ebenfalls vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten längerfristigen Folgeprojektes zur näheren Klärung von Objekten mit potenziell problematischen Provenienzen wurden im Magazin des Museums sieben menschliche Schädel ohne Herkunftsangaben aufgefunden (Riemenschneider 2019). Ein Schädel, der mit verschiedenen Aufschriften versehen ist – darunter eine rassistische Bezeichnung, die auf eine australische Herkunft hindeutet – wurde bereits 2019 den australischen Behörden gemeldet. Neben den menschlichen Überresten fiel auch ein Schreiben des ehemaligen Museumsleiters Wilhelm Barner an ein „Fräulein Thege“ im Stadtarchiv auf (Stadtarchiv Alfeld, Karton 1, Mappe 3, Schriftwechsel April-Dezember 1945). In diesem wird ein Schädel aus dem Nachlass von Alois Brandmüller (1867-1939) thematisiert, den das Museum erworben hatte. Demzufolge stand in Frage, ob es sich dabei um den oben genannten Schädel australischer Herkunft handeln könnte. Alois Brandmüller stellt eine zentrale Figur in der Geschichte des Stadt- und Tiermuseums dar. Der Lehrer und autodidaktische Tierpräparator engagierte sich ab 1917 für die Errichtung eines Heimatmuseums in Alfeld. Spätestens ab 1928 stellte er dafür zahlreiche Tierpräparate her, die in dem 1933 eröffneten Museum ausgestellt wurden. Es liegt nahe, dass Brandmüller die teilweise „exotischen“ Tiere durch Kontakt zu den ebenfalls in Alfeld ansässigen Tierhandelsfirmen Reiche und Ruhe – welche auch Tiere aus Australien importierten – erhielt. Ob auf diesem Wege auch menschliche Überreste nach Alfeld kamen, bleibt zu prüfen. Eine weitere zu untersuchende Verbindung des Tierhandels zum Stadt- und Tiermuseum stellt Alfred Glenewinkel dar. Er war einige Jahre für die Firma Ruhe beschäftigt und sammelte darüber hinaus Ethnografika, die er 1996 dem Museum als Nachlass hinterließ. Im Rahmen dieses Projektes sollte die Herkunft der sieben Schädel im Magazin näher untersucht werden. Besonderes Augenmerk lag dabei auf zwei mit hoher Wahrscheinlichkeit Aboriginal Ancestral Remains. Eine Kombination aus anthropologischer Untersuchung und historiographischen Recherchen sollte weitere Aufschlüsse geben und eine angestrebte Rückgabe an Australien (sowie ggf. weitere Herkunftsländer bzw. -gesellschaften) vorbereiten. (c) Museum der Stadt Alfeld

Laufzeit: Mai 2021 bis August 2021

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Kooperationen: Museum der Stadt Alfeld

Projektmitarbeiter_innen: 

Kurzbeschreibung: Im Zentrum des Projekts stehen die Tiere und Ethnographica, die durch die von Alfeld aus international agierenden Tierhandelsunternehmen Carl Reiche und Ludwig Ruhe im 19. und 20. Jahrhundert gehandelt wurden. Ziel ist es, die globalen Wege und Netzwerke zu eruieren, über die Zoologica und Ethnologica und mit ihnen auch Menschen aus den jeweiligen Herkunftsländern an verschiedene Orte und Einrichtungen in Europa gelangten. Im Sinn einer globalen Mikrogeschichte werden daher die globalen Verflechtungen dieses Tier- (und auch Menschen-)Handels untersucht. Zugleich sollen dabei auch die bisher noch weitgehend unerforschte Verknüpfung von Sammler- und Handelsnetzwerken von Zoologica und deren Verbindung mit Ethnographica und sogenannten „Völkerschauen beleuchtet werden. (c) Lehrstuhl für Neuere Geschichte am Seminar für Geschichte der Georg-August-Universität Göttingen.

Publikation: Andratschke, Claudia, Hoes, Charlotte Marlene und Krieger, Annekathrin (Hrsg.): Colonial Dimensions of the Global Wildlife Trade, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2024 (Veröffentlichungen des Netzwerks Provenienzforschung in Niedersachsen, Band 6).https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1415.

Laufzeit: Januar 2021 bis März 2024

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Kooperationen: angesiedelt am Lehrstuhl für Neuere Geschichte am Seminar für Geschichte der Georg-August-Universität Göttingen; Stadt- und Tiermuseum Alfeld

Projektmitarbeiter_innen: Charlotte Hoes, M.A.

 

Kurzbeschreibung: Der „Erstcheck zu Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten (Subsahara-Afrika) in acht niedersächsischen Museen und Sammlungen“ (Naturforschende Gesellschaft zu Emden von 1814, Fehn- und Schiffahrtsmuseum Westrhauderfehn, Kunsthalle Emden – Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo, Küstenmuseum Wilhelmshaven, Deutsches Marinemuseum (DMM) Wilhelmshaven, Ostfriesisches Teemuseum Norden, Heimatmuseum Leer, Museum Goslar, Museum Nienburg) zielt darauf ab, Bestände aus Subsahara-Afrika und deren mögliche koloniale Herkunftskontexte zu identifizieren, zu dokumentieren und somit weiteren Forschungsbedarf offenzulegen. Objekte aus möglichen oder gesicherten kolonialen Kontexten sollen in der PAESE-Datenbank veröffentlicht, daneben – mit Unterstützung des Netzwerks Provenienzforschung – weitere vorhandene außereuropäische Bestände summarisch dokumentiert werden, um den Bedarf für weitere Erstcheck-Projekte, z.B. mit Fokus auf Ozeanien-Bestände, zu ermitteln. Der Projektzeitraum beläuft sich auf 6 Monate, die Projektleitung liegt beim Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e.V., inhaltlich und personell unterstützt vom Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen.

Laufzeit: kurzfristiges Projekt 2024/2025

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Kooperationen: Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e.V.

Projektmitarbeiter_innen: Dr. Sebastian-Manès Sprute

Kurzbeschreibung: Abfragen oder in der Vergangenheit durchgeführte Projekte zu Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Niedersachsen führten zur Erkenntnis, dass sich auffällig große und relevante Indonesien-Sammlungen in niedersächsischen Einrichtungen befinden. Diese lassen sich z.T. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zurückdatieren, viele fallen in Phasen der oft gewaltsamen (Rück-)Eroberung des indonesischen Archipels durch niederländische Kolonialtruppen, so dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Das Verbundprojekt soll vor diesem Hintergrund die Herkunft von ausgewählten Indonesien-Beständen in Niedersachsen – neben vereinzelten menschlichen Überresten vorwiegend ethnologische und daneben naturkundliche Objekte – in vergleichender Perspektive erforschen. Die Einbeziehung von Expert*innen aus den Niederlanden und Indonesien soll es ermöglichen, globale, europäische und deutsche Sammlernetzwerke unter multiperspektivischen Gesichtspunkten zu rekonstruieren und Dialoge über den künftigen Umgang mit den menschlichen Überresten und Objekten zu eröffnen. 

Laufzeit: 2024 - 2026

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Kooperationen: Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e.V.; Landesmuseum Hannover; Städtisches Museum Braunschweig; Staatliches Naturhistorisches Museum - 3Landesmuseen Braunschweig, SNHM; Institut für Ethnologie und Ethnologische Sammlung der Georg August-Universität Göttingen, ESG; Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, RPM; Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg, LMNM; Naturforschende Gesellschaft zu Emden von 1814, NFG; Ostfriesisches Landesmuseum Emden

Projektmitarbeiter_innen: Roberta Zollo

Hildesheim

Roemer- und Pelizaeus-Museum (RPM)

Kurzbeschreibung: Das Projekt widmet sich Ernst Ohlmer (1847-1925), dem das Museum seine Sammlung chinesischen Porzellans verdankt – eine der bedeutendsten in Europa, denn die Porzellane kommen überwiegend aus der Produktion der kaiserlichen Werkstätten. Es handelt sich jedoch nicht um sogenanntes Exportporzellan, das für den europäischen Markt bestimmt war. Die Hildesheimer Sammlung spiegelt vielmehr den Geschmack der chinesischen Elite jener Zeit einschließlich des kaiserlichen Hofes wider. Einen Teil dieses Porzellans übernahm Ohlmer von Max von Brandt, der von 1875 bis 1893 kaiserlich deutscher Gesandter in China war. Ohlmer wiederum war seit 1868 Mitarbeiter des chinesischen Seezolls, wo er erstmals 1887 eine leitende Funktion (Direktion) einer Zollstelle innehatte. Bis zu seiner Pensionierung 1914 blieb er für den Seezoll in China tätig. Unter anderem soll der Frage nachgegangen werden, ob und inwiefern Ohlmer beim Erwerb seiner Sammlung von der politischen Destabilisierung des chinesischen Kaiserreichs durch europäische Interventionen (v. a. Opiumkriege 1839-1842, 1856-1860, Plünderung der kaiserlichen Sommerpalasts 1860) profitierte.

Laufzeit: 1. Juni 2022 – 31. Mai 2023

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Stiftung Niedersächsischer Volksbanken und Raiffeisenbanken, Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen, Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen.

Projektmitarbeiter: Dr. Andrea Nicklisch (Projektleitung, a.nicklisch@rpmuseum.de), Dr. Sabine Lang (s.lang@rpmuseum.de), Sabine Hesemann M.A. (chinart-kultur@email.de)

Links: https://kulturgutverluste.de/projekte/die-sammlungen-ernst-ohlmer-und-max-von-brandt-sammlungspraktiken-im-china-der-spaeten

Kurzbeschreibung: Ethnologische Provenienzforschung an Objekten aus Afrika, den Amerikas, Indien, Indonesien und Ozeanien, die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert aus dem Königlichen Museum für Völkerkunde Berlin (heute Ethnologisches Museum) an das damalige Städtische bzw. Roemer-Museum gelangt sind. Das Gros der Gegenstände stammt aus kolonialen Zusammenhängen. Ziel des Projektes war eine Klärung der Umstände, unter denen die fraglichen Objekte gesammelt oder erworben wurden, sowie die Zusammenstellung von Sammlerbiografien. Ergebnisse des Projektes wurden am Roemer- und Pelizaeus-Museum vom 31. Mai 2019 bis 12. Januar 2020 in der Ausstellung „Den Sammlern auf der Spur“ vorgestellt.

Laufzeit: Februar 2017 – Januar 2018

Publikationen: Lang, Sabine und Nicklisch, Andrea: Den Sammlern auf der Spur: Provenienzforschung zu kolonialen Kontexten am Roemer- und Pelizaeus- Museum Hildesheim 2017/18 (mit einem Beitrag von Tristan Oestermann). Herausgegeben von Claudia Andratschke. Heidelberg: arthistoricum.net, 2021 (Veröffentlichungen des Netzwerks Provenienzforschung in Niedersachsen, Band 2). https://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/catalog/book/742.

Projektförderung: Sparkasse und Sparkassenstiftung Hildesheim Goslar Peine

Projektmitarbeiterinnen: Dr. Sabine Lang und Dr. Andrea Nicklisch

Linkhttps://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/catalog/book/742

Kurzbeschreibung: Ein Schwerpunkt des Projektes liegt auf dem vom Museumsgründer Hermann Roemer (1816-1894) aufgebauten und weit gespannten Netzwerk, über das ab Mitte des 19. Jahrhunderts ethnologische Sammlungen nach Hildesheim gelangten, teilweise also schon vor der Gründung deutscher Kolonien in Afrika, China und Ozeanien. Hierzu zählen Objekte aus Namibia (Sammlung Carl Hoepfner, durch diesen erworben 1882-1884) sowie aus Ozeanien (Museum Godeffroy Hamburg, gekauft Ende 1870er/Anfang 1880er-Jahre) und Indonesien (Sammlung Hermann Muhlert, Militärarzt in Niederländisch-Indien, geschenkt 1862/63). Ein zweiter Forschungsschwerpunkt ist die Erhellung der teils wenig erschlossenen Umstände, unter denen diese Sammlungen erworben bzw. angelegt wurden.

Laufzeit: 01.11.2018 – 31.10.2021

Projektförderung: Das Projekt ist Teil des Verbundprojekts „Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen“ (PAESE) und wird von der VolkswagenStiftung gefördert.

Kooperationen : Nzila Marina Mubusisi (National Museum of Namibia, Windhoek), Werner Hillebrecht (Museums Association of Namibia)

Projektmitarbeiter_innen: Dr. Sabine Lang

Links: https://www.postcolonial-provenance-research.com/paese/teilprojekte/hildesheim-rekonstruktion-sammlungsbiografien http://www.rpmuseum.de/ http://www.rpmuseum.de/ueber-uns/projekte/provenienzforschung.html

Köln

Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt (RJM)

Kurzbeschreibung: Das Projekt „Recherche zur Provenienz eines Schädels aus Ostafrika und zu einem verschollenen Dokumentenbestand (Sammlung Lothar von Trotha)“ will die Herkunft eines menschlichen Schädels aus Ostafrika aus der Sammlung Lothar von Trothas klären. Als Kommandeur der "Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika" trug Trotha die Hauptverantwortung für den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts. Wenig bekannt ist, dass Lothar v. Trotha auch in anderen Brennpunkten des Deutschen Kolonialreiches im Einsatz war, so auch in den 1890er Jahren im dem damaligen „Deutsch-Ost-Afrika“. Unter welchen Umständen ist der Schädel in die Sammlung von Trotha gelangt? Können wir vielleicht sogar etwas über die Identität der/des Verstorbenen erfahren? Lassen sich im Museumsarchiv erwähnte verschollene Dokumente finden, die Aufschluss darüber geben? Das Projekt, dem umfangreiche Quellen aus dem Privatbesitz der Familie von Trotha erstmals zur Sichtung vorliegen, will zur weiteren Erforschung der deutschen Kolonialgeschichte und zur postkolonialen Provenienzforschung beitragen.

Laufzeit: 1.1.2022 – 30.6.2022

Projektförderung: gefördert vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste

Kooperationen: National Museum and House of Culture in Dar es Salaam, Decolonize Cologne, Berlin Postkolonial

Projektmitarbeiter_innen: Christine Hardung (RJM), Matthias Häussler, Clara Himmelheber (RJM)

Linkwww.museenkoeln.de/rautenstrauch-joest-museum/Forschung

Kurzbeschreibung: Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt Invisible Inventories geht der Frage nach, wie Objekte, die sich gegenwärtig im Besitz von Kulturinstitutionen im Globalen Norden befinden, für die heutige kenianische Gesellschaft zugänglich gemacht werden können. Invisible Inventories will afrikanische Perspektiven und Positionen ins Zentrum der Provenienz- und Restitutionsdebatte stellen. Hierfür arbeiten zwei Künstler*innenkollektive sowie Forscher*innen aus Kenia und Deutschland mit den National Museums of Kenya (NMK), dem Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) in Köln und dem Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main zusammen.
Das Projekt umfasst unter anderem eine Datenbank mit über 32.000 Objekten aus Kenia, die sich in Institutionen des Globalen Nordens befinden (Stand Februar 2021) und eine Diskussionsreihe, die eine Plattform für eine öffentliche Auseinandersetzung mit Restitutionsfragen bietet. Das Ausstellungsprojekt Invisible Inventories wird von den Mitgliedern kollektiv erarbeitet und im NMK (03/2021), im RJM (05/2021) sowie im WKM (10/2021) präsentiert.

Laufzeit: 2018 – 2021

Projektförderung: Kulturstiftung des Bundes, Goethe-Institut e.V. Excellence Initiative

Kooperationen mit dem Goethe-Institut Kenia, National Museum of Kenya, SHIFT Kollektiv (Frankreich/Deutschland), The Nest Collective (Kenia)

Projektmitarbeiter_innen: Goethe-Institut Nairobi: Anisha Soff, Sheila Akwany; National Museum of Kenya: Lydia Nafula, Philemon Nyamanga, Juma Ondeng‘, Njeri Gachihi; Rautenstrauch-Joest-Museum: Clara Himmelheber; SHIFT Kollektiv: Sam Hopkins, Marian Nur Goni, Simon Rittmeier; The Nest Collective: Jim Chuchu, Njoki Ngumi; Weltkulturen Museum: Julia Friedel, Frauke Gathof, Leonie Neumann

Link: https://www.inventoriesprogramme.org/

Kurzbeschreibung: Unter dem Titel Pacific Presences erforschten WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen, KünstlerInnen und VertreterInnen der Herkunftsgruppen ozeanische Sammlungen in Europa. Das Projekt wurde mit europäischen Mitteln unterstützt und von der Universität sowie dem Museum für Archäologie und Anthropologie in Cambridge geleitet. Das RJM verfügt über einen Teil der Sammlung der Expeditionsfahrt der H.M.S. Royalist (1890-93) unter Admiral Davis. Für Pacific Presences wurden die Objekte fotografiert, mit Artefakten anderer Museen zusammengeführt und die Fotografien im Jahr 2016 an BewohnerInnen Kiribati übergeben. Zudem entstanden parallel Arbeiten, die 2019 auf der 9. Asia Pacific Triennial in Brisbane, Australien, gezeigt wurden und die Verbindung von Gestern zu Heute schaffen.

Laufzeit: 2013 – 2018

Projektförderung: European Research Council under the European Union’s Seventh Framework Programme (FP7/2007 – 2013) / ERC grant agreement n° [324146]11

Kooperationen: Kiribati

Projektmitarbeiter_innen: Ali Clark (Museum of Archaeology and Anthropology, Cambridge), Oliver Lueb (RJM)

Publikation: Clark, Alison 2019: Resonant Histories. Pacific Artefacts and the Voyages of HMS Royalist 1890-1893 (Pacific Presences, 6).

Link: http://pacificpresences.maa.cam.ac.uk/

Kurzbeschreibung: In Zusammenarbeit mit 15 europäischen Museen, darunter auch das RJM, entstand ein umfangreicher Katalog über palauische Artefakte in Europa. Die meisten dieser Objekte existieren heute auf den palauischen Inseln nicht mehr, das Wissen um ihre Herstellung ist in Vergessenheit geraten. Die Forschung beleuchtet neben den Materialien und Herstellungstechniken auch die jeweiligen Sammler und die Umstände, unter denen sie die Objekte erwarben. Es zeigt sich, dass die palauischen Objekte aus der deutschen Kolonialzeit keinesfalls Kriegsbeute waren oder gewaltsam angeeignet wurden. Auch die Einflüsse der verschiedenen Ethnologen, Beamten und Händler auf die palauische Gesellschaft werden deutlich.

Laufzeit: 2016 – 2017

Kooperationen: Palau

Projektmitarbeiter_innen: Constanze Dupont (Etpison Museum, Koror, Palau) und Oliver Lueb (RJM)

Publikation: Etpison, Mandy Thijssen und Constanze Dupont (Hrsg.): Palau in Europe. Palau: Etpison Museum 2017.

Link: www.etpisonmuseum.org

Kurzbeschreibung: Im Karanga Aotearoa Repatriation Programme koordiniert das Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa die Rückführungen menschlicher Überreste von internationalen Institutionen zu den entsprechenden Māori-Tribes (iwi). Das RJM publizierte in den Jahren 1969–1975 über einen mumifizierten und tatauierten menschlichen Kopf (toi moko) der eigenen Sammlung und stellte diesen 1969 als Leihgabe für die Ausstellung „Kunst der Völker der Welt“ im Aichi Kunstmuseum Nagoya in Japan zur Verfügung. Im Juni 2017 nahm das RJM Kontakt zu einer Delegation des Museum Te Papa auf, um die Rückführung des toi moko anzustoßen. Nach dem Entschluss des Rats der Stadt Köln am 20.3.2018 und der anschließenden Klärung des Māori-Protokolls erfolgte die Rückgabe am 26.6.2018.

Laufzeit: bis 2018

Kooperationen: Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa

Projektmitarbeiter_innen: Oliver Lueb (RJM), Te Herekiekie Herewini (Te Papa)

Link: https://www.tepapa.govt.nz/international-repatriation

Kurzbeschreibung: Wie könnte Provenienzforschung aussehen, die nicht nur das Wie der Herkunft von Objekten behandelt, sondern auch das Warum in den Vordergrund stellt? Das Projekt versucht diese Frage anhand des umfangreichen Nachlasses des Kölner Ethnologen Wilhelm Joest zu beantworten. In seinen Tagebüchern beschreibt Joest sein oft widersprüchliches Verhältnis zu den von ihm gesammelten Objekten, von denen sich heute ca. 5000 in verschiedenen europäischen Museen befinden. Zwischen Sehnsucht, Verlangen und Abscheu offenbart sich hierbei eine Beziehung zwischen Sammler, Objekten und creator communities, die jenseits von rein wissenschaftlichen oder ästhetischen Überlegungen auf die zutiefst intime Bedeutung des Sammelns in der Kolonialzeit hindeutet. Inspiriert von den theoretischen Überlegungen der Anthropologin Ann Laura Stoler zu „colonial intimacies“ soll in diesem Projekt ein Ansatz entwickelt werden, um diese Intimitäten kolonialen Sammelns deutlicher sichtbar zu machen. So soll eine neue Perspektive auf die Provenienzforschung entstehen, die neben der materiellen Historie eines Objekts auch dessen emotionale Verwobenheit in der kolonialzeitlichen Gesellschaftsordnung hervorhebt und so neben der Restitution weitere Möglichkeiten für die Dekolonisierung ethnographischer Sammlungen aufzeigt.

Laufzeit: 2019 – 2023

Projektförderung: Fritz Thyssen Stiftung, Museumsgesellschaft RJM e.V.

Kooperationen: University of Amsterdam – School of Historical Studies

ProjektmitarbeiterCarl Deußen

Kurzbeschreibung: Das RJM möchte sich der Herausforderung einer umfassenden Offenlegung seiner Bestände stellen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die systematische Sichtung des Gesamtbestandes im Rahmen eines Forschungsvolontariats. Dazu soll der bisherige Kenntnisstand zu Provenienzen überprüft und um neue Informationen erweitert werden.
Die Ergebnisse werden im Anschluss die Basis für die nächsten Schritte bilden, wie etwa eine Priorisierung der Bestände für Tiefenforschung, die Erweiterung von Kooperationen mit Herkunftsgesellschaften und den Austausch mit anderen Museen. Ebenso dienen die Ergebnisse als Beitrag zur übergreifenden Forschungslandschaft etwa in Form von Publikationen, aber auch für ein hausinternes Vermittlungskonzept.

Laufzeit: 2020 – 2022

Projektförderung: Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW im Rahmen des Förderprogramms "Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW", Museumsgesellschaft RJM e.V.

Kooperationen: University of Amsterdam – School of Historical Studies

Projektmitarbeiter: Yagmur Karakis

Lübeck

Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck, Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL)

Kurzbeschreibung: Das Thema der Dissertation sind die Bestände aus Zentralafrika in der Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck. Ungefähr 262 Objekte aus Äquatorialguinea, Gabun sowie angrenzenden Gebieten in Süd-Kamerun und der Republik Kongo werden hier aufbewahrt, die von Lübeckern und anderen Sammler*innen zwischen den 19. und 21. Jahrhundert gesammelt wurden. Besonders bedeutend ist die Sammlung der Lübecker Pangwe-Expedition (1907-1909), von der jetzt nur ca. 168 Objekte erhalten sind und zu der Tagebücher und Veröffentlichungen des Expeditionsleiters Günther Tessmann existieren. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Zerstörung des Lübeckers Museums ca. 85% dieser Sammlung verloren gegangen sind. Darüber hinaus spielen die Forschungsergebnisse Günther Tessmanns in historischen und ethnologischen Beiträgen ins Besondere zu dem Volk der Pangwe oder Fang bis heute eine große Rolle. An diesem Punkt der Analyse ist hervorzuheben, dass die Sammlung Tessmanns zum Teil unter unethischen Bedingungen zusammengetragen wurde. Deshalb ist eine kritische Analyse des verbliebenen Bestandes auch im Hinblick auf mögliche Restitutionen angebracht. Ebenso gilt es aber neben der Rückführung von Objekten auch über eine Partnerschaft im Sinne eines Austauchen von Wissen nachzudenken. Als Wissenschaftlerin aus Gabun möchte ich zu einer Neubewertung dieser Objekte aus einer modernen, afrikanischen Perspektive beitragen. Mich interessiert die Frage, welche Bedeutung die Lübecker Sammlung für eine Rekonstruktion von historischem und kulturellem Wissen haben kann.  Zunächst stellt sich die Frage, welches Wissen über die Ursprungskulturen sich aus den Objekten und Dokumenten der Lübecker Sammlung gewinnen lässt. Diese Frage sollte durch die Dokumente, die ich hier in der Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck, im Stadtarchiv und in der Stadtbibliothek finde, aber auch durch eine eingehende Analyse der Untersuchungsobjekte selbst. Dann folgen den Fragen, was den Sammler*innen verborgen geblieben ist und was nach Ansicht von afrikanischen Nachfahren und Fachleuten übersehen wurde. Zur Beantwortung dieser Fragen wird im Sommer 2020 eine Feldforschung durchgeführt. In derselben Richtung folgen den wichtigen Fragen dieses Dissertationsprojekts, nämlich, welche Bedeutung dieses Wissens für eine Revitalisierung und eine Neuerfindung der Tradition in der postmodernen, globalisierten, heutigen afrikanischen Gesellschaft haben könnte und welche Rolle dabei Fragen von Restitution und (Post)-Kolonialismus spielen.

Laufzeit: ab Sommersemester 2019

Projektförderung: Zentrum für Wissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) und Deutsches Zentrum Kulturgutverluste (DZK)

Kooperationen: Université Omar Bongo / LUTO (Laboratoire universitaire de la tradition orale et des dynamiques contemporaines. Libreville)

Projektmitarbeiter_innen: Drossilia Dikegue Igouwe (Projektbearbeiterin), Lars Frühsorge (Leiter der Völkerkundesammlung Lübeck) und Michael Schütte

Links: https://vks.die-luebecker-museen.de; https://www.uni-luebeck.de/forschung/forschungsprofil/weitere-forschungsbereiche/kulturwissenschaften-und-wissenskulturen-zkfl.html

Kurzbeschreibung: Die Provenienzforschung der Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck ist proaktiv. Sie erfolgt nicht als Reaktion auf bestehende Rückgabeforderungen, sondern ist Teil eines selbstgesetzten Ziels, mittelfristig alle Verdachtsfälle im Gesamtbestand kritisch zu durchleuchten. Unter den kolonialzeitlichen Beständen stechen zwei Konvolute besonders hervor, die seit dem 1. Dezember 2019 Gegenstand eines zwölfmonatigen, im Wesentlichen mit Mittel des Deutschen Zentrums Kulturgutverlust finanzierten, Provenienzprojektes sind.
Zunächst handelt es sich um 72 Objekte der Herero aus dem heutigen Namibia, die von zwei Lübecker Offizieren sowie zwei Ärzten der kolonialen Schutztruppe und einer Krankenschwester gesammelt wurden. Sie gelangten zwischen 1906 und 1945 teils als Schenkungen, teils als Nachlässe in den Bestand des Museums. Es soll geprüft werden, ob und inwiefern dieser Kleidungs- und Schmuckstücke, Gebrauchsgegenstände und Waffen im Zusammenhang mit dem Genozid an den Herero und Nama (1904-1908) stehen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Identifizierung von Human Remains zu.
Den Schwerpunkt der Arbeit bildet jedoch der Bestand der Lübecker Pangwe-Expedition nach Zentralafrika (1907-1909), eine Sammlung, die als die wertvollste und kulturhistorisch bedeutendste der Lübecker Völkerkundesammlung gilt. Tagebücher dieser Expedition beweisen, dass die damals zusammengetragenen Objekte überwiegend als Ankäufe und Schenkungen, in einigen Fällen aber auch im Austausch gegen Geiseln oder durch Überfälle auf nicht kooperationswillige Dörfer ihren Besitzer wechselten. Von den ursprünglich etwa 1200 Objekten überdauerten jedoch nur 158 die Bombardierung des Lübecker Museums im Zweiten Weltkrieg. Ob sich unter diesem Restbestand noch Raubgut identifizieren lässt, ist eine der zentralen Fragen dieses Projektes.
Neben der Vorbereitung möglicher Restitutionen liegt ein Schwerpunkt auf Kooperationen mit den Herkunftsgemeinschaften und der Rückgabe von Wissen. Es werden Fachleute aus den Herkunftsländern eingebunden und Kataloge der geprüften Objekte in der jeweiligen Landessprache erarbeitet, die online frei zugänglich seien und an alle interessierten Parteien verschickt werden. So arbeitet in diesem Projekt neben dem Historiker Michael Schütte, der für die Archivrecherchen zuständig ist, auch Drossilia Dikegue Igouwe, eine Gastwissenschaftlerin aus Zentralafrika. Sie wird im Sommer 2020 Feldforschungen durchführen, um neue Erkenntnisse über die Objekte zu gewinnen und einen Dialog mit den Herkunftsgemeinschaften zu initiieren. Mit einem Stipendium des Zentrums für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck bereitet sie zudem eine Dissertation über die gesamten zentralafrikanischen Bestände der Völkerkundesammlung vor.

Laufzeit: Dezember 2019 – einschl. November 2020

Projektförderung: Zentrum für Wissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) und Deutsches Zentrum Kulturgutverluste (DZK)

Projektmitarbeiter_innen: Lars Frühsorge (Leiter der Völkerkundesammlung Lübeck), Michael Schütte (Projektmitarbeiter), Drossilia Dikegue Igouwe (Assoziierte Mitarbeiterin)

Link: vks.die-luebecker-museen.de

München

Museum Fünf Kontinente

Kurzbeschreibung: Ziel des Projekts ist eine möglichst detaillierte Erforschung der Erwerbungskontexte der Sammlung Max von Stettens. Die durch sechs „Schenkungen“ erworbene Sammlung stammt aus der frühen Phase der Inbesitznahme Kameruns durch das Deutsche Kaiserreich und befindet sich seit den 1890er-Jahren im Münchner ethnologischen Museum. Im Vordergrund des Projekts steht die Frage nach der Art der Erwerbssituationen und den Erwerbungsorten der über 200 Inventarnummern umfassenden Sammlung Max von Stettens bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Positionen und Aktivitäten des Sammlers, der Führer der Polizeitruppe und dann Kommandeur der „Schutztruppe“ in Kamerun war. Exemplarisch soll zudem an der Person Max von Stetten und seiner Sammlung die geteilte Geschichte zwischen Deutschland und Kamerun in dieser frühen Phase kolonialer Expansion erarbeitet werden. Ein wesentlicher Bestandteil des Forschungsprojekts ist eine intensive Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Partnern_innen in Kamerun und dortigen Herkunftsgemeinschaften.

Laufzeit: 1.11.2019 – 31.10.2020

Projektförderung: DZK Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst

Projektmitarbeiter_innen: Albert Goauffo (Koordinator Kamerun), Yrène Matchinda (Mitarbeiterin frankophone Teile der Sammlung), Jospeh Ebune (Mitarbeiter anglophone Teile der Sammlung)

Oldenburg

Landesmuseum Natur und Mensch

Kurzbeschreibung: Das PAESE-Projekt am Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg untersucht die Herkunft – die Provenienz – und die Erwerbsumstände der ethnologischen Objekte aus kolonialen Kontexten. Unter den Arbeitstitel „Koloniale Sammelstrategien in militärischen Kontexten“, des dazugehörigen Dissertationsverfahrens, liegt der Fokus auf der Sammlung der Langheld-Brüder (Wilhelm, Johannes und Friedrich, angelegt in einem Zeitraum von 1889 und 1901). Anhand der Sammlung der Brüder Langheld lässt sich das Spektrum an Erwerbs- und Sammlungsumständen in kolonialen Kontexten (Geschenk, Raub, Kauf) untersuchen und aufzeigen. Damit verbunden ist die Frage, inwieweit sich daraus Unrechtskontexte rekonstruieren lassen. Ein regionaler Schwerpunkt liegt dabei auf dem Gebiet des heutigen Tansania. Ziel ist es, eine transparente Übersicht über die Oldenburger Bestände zu generieren und die Ergebnisse der Provenienzforschung mit diesen digitalen Beständen zu verknüpfen. Die Ergebnisse sollen Wissenschaftler_innen über die Projektdatenbank online weltweilt zur Verfügung stehen. Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg setzt sich dabei für einen dialogischen, transparenten und ergebnisoffenen Austausch mit Mitgliedern der Herkunftsgesellschaften ein.

Laufzeit: 2018-2021

Projektförderung: Das Projekt ist Teil des Verbundprojekts „Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen“ (PAESE) und wird von der VolkswagenStiftung gefördert.

Projektmitarbeiterinne : Bearbeiterin: Jennifer Tadge (Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg), www.postcolonial-provenance-research.com/jennifer-tadge/; Projektleiterin: Ursula Warnke (Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg); Universitäre Betreuerin: Dagmar Freist (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Geschichte), https://uol.de/geschichte-der-fruehen-neuzeit/

Links: https://www.postcolonial-provenance-research.com/paese/teilprojekte/sammelpraktiken-in-militaerischen-kontexten; www.naturundmensch.de

Kurzbeschreibung: Das Projekt erforscht interdisziplinär anthropologisch und historisch koloniale Provenienzen bei 30 menschlichen Schädeln außereuropäischer Herkunft. Neben der nicht-invasiven anthropologischen Bestimmung soll aus historischer Perspektive die Erwerbsgeschichte anhand von Archivalien ausgewertet werden, sodass im Zusammenführen beider Forschungsstränge im Idealfall eine Re-Biografisierung der Menschen möglich wird. Darüber hinaus soll intern eine Haltung im Umgang mit menschlichen Überresten entwickelt werden, die nach außen Wirkung entfaltet.

Laufzeit: 01.12.2019 – 30.11.2021

Projektförderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Projektmitarbeiterinnen: Marianne Kupetz und Ivonne Kaiser

Stuttgart

Linden-Museum

Kurzbeschreibung: Vor dem Hintergrund eines geplanten Neubaus stellt sich das Linden-Museum den Fragen, welche gesellschaftliche Rolle ein ethnologisches Museum in der Zukunft spielt, wie die eigene koloniale Geschichte angemessen aufgearbeitet werden kann und wie Sammlungen zukünftig zugänglich gemacht und präsentiert werden. Ziel des Projekts ist die Fortführung und Erweiterung der bereits begonnenen Auseinandersetzung des Linden-Museums mit seiner kolonialen Vergangenheit und seiner postkolonialen Gegenwart. In acht partizipativen Labs mit unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten wird die Vorstellung des Museums als objektive Institution der Wissensvermittlung hinterfragt und neue Formen der Präsentation entwickelt, die Vielstimmigkeit zulassen und Dialog ermöglichen. Dabei ist die Provenienzforschung ein integraler Bestandteil aller Labs. Außerdem ist dem Thema der Provenienzforschung und den Möglichkeiten ihrer Vermittlung ein eigenes Lab gewidmet.

Laufzeit: 2019 – 2021

Projektförderung: Kulturstiftung des Bundes

Kooperationen mit Herkunftsgesellschaften: unter anderem mit Kayah und Kayaw (Myanmar), Mapuche (Chile)

Projektmitarbeiter_innen: Henrike Hoffmann, Markus Himmelsbach

Linkhttps://www.lindenmuseum.de/

Kurzbeschreibung: In der Kooperation des Linden-Museums mit der Universität Tübingen, dem namibischen Nationalmuseum, der Universität von Namibia, der Museum Association of Namibia sowie Vertretern der NGO Heritage Watch, der Ovaherero Genocide Foundation, und des Maherero Royal House, sollen neue Formen der Präsentation der gemeinsamen Geschichte entwickelt werden. Ziel ist, einen langfristigen Dialog zu etablieren und dabei Wissen, Erfahrungen und Interpretationen auszutauschen. Im Mittelpunkt des Projektes stehen die Sammlungen, historische Fotos und Dokumente, die aus der Region der ehemaligen deutschen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ bzw. dem heutigen Staat Namibia stammen. Seit 2016 werden die Bestände aus Namibia von Provenienzforschern untersucht. Die Bestände aus Namibia sollen zudem im Rahmen der Namibia-Initiative digital erfasst und damit zugänglich gemacht werden.

Laufzeit: 2019 – 2021

Projektförderung: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

Kooperationen mit Herkunftsgesellschaften: unter anderem mit der University of Namibia, National Museum of Namibia, Museum Association of Namibia, Heritage Watch, Ovaherero Genocide Foundation, Maherero Royal House, Universität Tübingen

Projektmitarbeiter_innen: Sandra Ferracuti, Christoph Rippe

Links:
https://www.lindenmuseum.de/
https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/namibia-initiative-des-landes-2/

Witzenhausen

Deutsches Institut für tropische und Subtropische Landwirtschaft GmbH (DITSL Witzenhausen)

Kurzbeschreibung: Im Jahr 1907 brachte Harry von Schoenermarck, ein ehemaliger Schüler der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen, einen von ihm so bezeichneten „Hottentottenschädel“ nach Deutschland und schenkte ihn im Mai 1908 dem„Museum“ der Deutschen Kolonialschule. Im Jahr 2014 wurde die Existenz dieses Schädels der Namibischen Botschaft und dem Auswärtigen Amt zur Kenntnis gebracht und mitgeteilt, dass eine Rückgabe beabsichtigt ist. In der Folge wurde eine historisch-anthropologische Provenienzuntersuchung durchgeführt. Das anthropologische Gutachten ergab, dass der Schädel sehr wahrscheinlich von einer Nama-sprechenden weiblichen Person afrikanischer Herkunft stammt, im im Alter von etwa 20 Jahren verstorben war. Das historische Gutachten zeigt verschiedene mögliche Erwerbskontexte im Zeitraum 1902 bis 1907 auf, wobei sehr wahrscheinlich der Übersender, Harry von Schoenermark – den Schädel erst so lange nach dem Tod der Person in seinen Besitz brachte, dass das Geschlecht der Person nicht mehr eindeutig erkennbar war. In Witzenhausen wurde der Schädel in einer eigenen Glasvitrine noch 1940 mit anderen Gegenständen afrikanischer Herkunft in einem „Afrikaraum“ als Ausstellungsobjekt durch die Kolonialschule genutzt bevor er – vermutlich zwischen 1963 und 1976 – in das Depot des heutigen Völkerkundlichen Museums eingelagert wurde. Im Jahr 2016 hat die Kasseler Künstlerin Linda-J. Knop in der Ausstellung des Völkerkundlichen Museum Witzenhausen ein Erinnerungsobjekt mit dem Titel „Zur Erde sollst du werden“ installiert, das auch nach der Rückführung des Schädels sichtbar darauf hinweist, dass über einhundert Jahre lang ein Teil eines Menschen aus einem anderen Kulturkreis hier ohne Einwilligung festgehalten wurde. Im Jahr 2017 wurde eine 40-seitige Broschüre „Die Spur des Schädels“ herausgegeben, die über die Provenienz des Schädels und seine Verwendung in Witzenhausen informiert. Eine englische Fassung der Broschüre wurde 2019 als Print- und Online-Version herausgebracht. Der Schädel wurde im August 2018 mit anderen human remains weiterer deutscher Einrichtungen im Rahmen einer feierlichen Gedenkveranstaltung in Berlin an eine Namibische Delegation übergeben und in der Folge nach Namibia zurückgeführt.

Laufzeit: 2014 – 2019

Projektförderung: Thyssen-Stiftung 8000 Euro, Eigenmittel 8000 Euro

Kooperationen:  Kontaktaufnahme mit der Museum Association of Namibia zur Kooperation in künftigen Provenienzforschungsvorhaben.

Projektmitarbeiter_innen: Christian Hülsebusch (Geschäftsführer des DITSL), Marion Hulverscheidt (Wissenschaftshistorikerin, freie Mitarbeiterin des DITSL) und Holger Stoecker (Historiker, Berlin)

Link: https://ditsl.org/de/kultur-kunst/ethnographische-sammlung

Kurzbeschreibung: In Anschluss an die Repatriierung eines menschlichen Schädels nach Namibia (siehe die Spur des Schädels, Laufzeit: 2014-2018) beschäftigt sich das Projekt mit der Erschließung & Digitalisierung der Objekte/Exponate der Sammlung, die aus dem südlichen Afrika, insbesondere Namibia, stammen. Dieser Teil der Sammlung umfasst ungefähr 230 Objekte, wobei die ältesten Objekte um 1910 in die Sammlung kamen. Neben der (Neu-)Identifikation der Objekte werden auch erste Ansätze zu einer umfassenden Provenienzforschung gelegt, in dem bekannte Sammler_innen recherchiert, die Geschichte der Sammlung beschrieben und die Objekte/Exponate mittels Fotografie, Video und 3D-Scans auch digital erfasst und dokumentiert werden. Ziel des Projekts ist es, die Sammlung für zukünftige Provenienzforschungsprojekte nutzbar zu machen und das verfügbare Wissen für Kooperationen und interessierte Fachwissenschaftler_innen zur Verfügung zu stellen.

Laufzeit: 2019-2020

Projektförderung: Eigenmittel

Kooperation: Museums Association of Namibia

Projektmitarbeiter_innen: Martin Nadarzinski (MA-Student Ethnologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Klaus Schaller (Mediengestalter, Stiftung Völkerkundliches Museum Witzenhausen)

Link: https://ditsl.org/de/kultur-kunst/ethnographische-sammlung

Zürich

Museum Rietberg

Kurzbeschreibung: Dieses Teilprojekt gehört in ein umfassendes Forschungsprojekt mit dem Titel „Hans Himmelheber – Kunst Afrikas und verflochtene Wissensproduktion”. Ausgangspunkt ist das bisher noch kaum erforschte “Archiv” des Kunstethnologen und Sammlers Hans Himmelheber (1908–2003), dessen Theorien zur Künstlerpersönlichkeit einen Paradigmenwechsel für das Studium der materiellen Kultur Afrikas eingeleitet haben.  Das Teilprojekt zur Provenienzforschung befasst sich explizit mit der Erforschung von Kunsterwerbung und Marktmechanismen in kolonialen und in postkolonialen Strukturen in der Côte d’Ivoire (Baule, Dan, Guro, Senufo u.a.). Himmelheber war insgesamt zehn Mal im Zeitraum zwischen den 1933 und 1976 in der Côte d’Ivoire, publizierte sehr viel und sammelte und handelte im Auftrag von Museen, Sammlern und Galerien. Das Projekt verspricht Ergebnisse zu Zusammenhängen zwischen der wissenschaftlichen Erforschung der Kunst Afrikas, dem Kunsthandel sowie der westlichen Sammlungs-, Ausstellungs- und Museumspolitik.

Laufzeit: 1.11.2018 – 31.10.2022

Projektförderung: Förderung durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) sowie Eigenmittel

Kooperationen: Musée des Civilisations de la Côte d’Ivoire, Abidjan (Sylvie Memel Kassi); Centre Culturel des Mandé du Sud (Mamadou Kamara)

Projektmitarbeiter_innen: Esther Tisa Francini (Museum Rietberg Zürich), Gesine Krüger (Projektleiterinnen, Universität Zürich),Michaela Oberhofer (Projektleiterinnen, Museum Rietberg Zürich); weitere Projektmitarbeiter_innen: Nanina Guyer (Museum Rietberg Zürich) sowie Anja Soldat (Universität Zürich)

Link: https://rietberg.ch/forschung/himmelheber sowie https://www.hist.uzh.ch/de/fachbereiche/neuzeit/lehrstuehle/krueger/forschung/Projekte/Himmelheber.html

Netzwerke

Brief Description: International Inventories Programme (IIP) is an artistic, research and curatorial project that investigates Kenyan objects held in cultural institutions outside of Kenya. The explicit intention and question of International Inventories Programme is, how to make objects which currently reside in a institutions within the global North, present again in contemporary Kenya? Artists and scholars will approach this question through new artworks (such as video, installations, photography) and academic research.

Clearly rooted in Nairobi, IIP radiates outwards towards affiliated object collections in the Global "North". This positioning of the project is explicit and conscious; in order to work through entangled colonial legacies, it is essential to move beyond the emerging institutional awareness of the “North” to engage with discourses and discussions from the "South". If we genuinely believe in ideas of shared heritage and histories, notions such as the "Universal Museum" should also be applicable to museums located outside of the heart of the former colonial empires.

Duration: 2018 – 2021

Founding: Kulturstiftung des Bundes, Goethe-Institut e.V. Excellence Initiative

Cooperation: Goethe-Institut Kenia, National Museums of Kenya, SHIFT Kollektiv (Frankreich/Deutschland), The Nest Collective (Kenia)

Researchers: Goethe-Institut Nairobi: Anisha Soff, Sheila Akwany; National Museums of Kenya: Lydia Nafula, Philemon Nyamanga, Juma Ondeng‘, Njeri Gachihi; Rautenstrauch-Joest-Museum: Clara Himmelheber; SHIFT Kollektiv: Sam Hopkins, Marian Nur Goni, Simon Rittmeier; The Nest Collective: Jim Chuchu, Njoki Ngumi; Weltkulturen Museum: Julia Friedel, Frauke Gathof, Leonie Neumann

Link: https://www.inventoriesprogramme.org/

Kurzbeschreibung: Die Africa Accessioned Working Group ist ein vom International Committee of Museums of Ethnography (ICME) in Zusammenarbeit mit der Southern African Development Community Heritage Association (SADCHA) initiiertes Projekt zur Erschließung von Sammlungen aus dem südlichen Afrika (Namibia, Botswana, Simbabwe) in europäischen Museen (Deutschland, Finland, Großbritannien). In der Untergruppe Namibia Accesioned teilen KollegInnen aus deutschsprachigen und namibischen Kultur-, Sammlungs- und Forschungsinstitutionen ihr Wissen zu den Sammlungen ihrer Häuser aus Namibia und rufen bi-nationale Forschungs- und Ausstellungsprojekte ins Leben. Namibia Accessioned besitzt eine Mailingliste, in die Interessierte aufgenommen werden können.

Laufzeit: seit 2014

Kooperationen: Namibia, Botswana

Ansprechpartner_innen: Jeremy Silvester (ICME und Museums Association of Namibia), Larissa Förster (Deutsches Zentrum Kulturgutverluste), Clara Himmelheber (Rautenstrauch-Joest-Museum Köln),  Jonathan Fine (Ethnologisches Museum Berlin)

Kurzbeschreibung: In Rahmen der gegenwärtig erfolgenden Auseinandersetzung mit der kolonialen Herkunft großer Teile der Sammlungen aus dem heutigen festländischen Tansania im Ethnologischen Museum Berlin soll das Projekt eine nachhaltige Kooperation mit den oben genannten Institutionen etablieren. Dabei werden Fragestellungen postkolonialer Provenienzforschung, die Kollaboration, Multiperspektivität sowie eine Transzendierung der kolonialen Archive voraussetzen, durch die Einbeziehung der noch unzureichend wissenschaftlich bearbeiteten ethnographischen und historischen Sammlungen des National Museum of Tanzania grundlegend erweitert. Die bislang eher vernachlässigte Verknüpfung zwischen den Sammlungen europäischer Museen und jener afrikanischen Länder ist auch insoweit ein Forschungsdesiderat, als das National Museum and House of Culture in Dar es Salaam, wie viele andere afrikanischen Museen, auf koloniale Museumsgründungen zurückgeht. Die Verknüpfung ausgewählter Objekte der Sammlungen aus Berlin mit ausgewählten Beständen des National Museum of Tanzania wird in Form von Workshops in Dar es Salaam und Forschungsreisen zu den Herkunftsorten ausgewählter Objekte realisiert. Dazu gehört auch die Digitalisierung der betreffenden Objekt- und Archivalienbestände des National Museum of Tanzania, die Entwicklung einer Datenbank sowie Publikationen und eine Ausstellung in Dar es Salaam und an anderen Standorten in Tansania.

Laufzeit: Juli 2019 – Juni 2022

Projektförderung: Gerda Henkel Stiftung

Kooperationen: History Department der University of Dar es Salaam; National Museum of Tanzania; Nachfahren der Produzent_innen, Nutzer_innen und Vorbesitzer_innen der Objekte

Projektmitarbeiter_innen: Paola IvanovAndreas Eckert, Kristin Weber-Sinn, Achiles Bufure und Flower Manase (National Museum and House of Culture, Dar es Salaam), Oswald Masebo (History Department/University of Dar es Salaam), u.a.