Viele Wege führen nach Göttingen

Die ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen und die internationalen Handelswege und Netzwerke im 19. und 20. Jahrhundert

Ziel des Dissertationsprojekts war die Rekonstruktion von Handelswegen und Netzwerken zwischen Deutschland und seiner ehemaligen Kolonie in Deutsch-Neuguinea, dem heutigen Papua-Neuguinea. Betrachtet und analysiert wurden jene Netzwerke und Handelswege, die in direktem Zusammenhang mit Objekten aus der Ethnographischen Sammlung der Universität Göttingen stehen. Von Interesse waren dabei jene Objekte die zwischen 1890 und 1914 in der Südseekolonie erworben wurden und somit in einem kolonialen Zusammenhang zu sehen sind. Auf Grundlage dieser Objektbestände wurde verschiedenen Fragen nachgegangen: Wer waren die Personen, die diese Objekte herstellten und mit ihnen handelten bzw. von denen diese entwendet wurden. Wie erwarben Europäer*innen und auch Einheimische Objekte in den Kolonien? Warum sind diese Objekte heute in Göttingen und wie kamen sie hierher? Wie hat sich die Bedeutung der Objekte in diesem Transferprozess verändert? Welche Motive verfolgten die Akteur*innen, die Objekte produzierten/verschenkten/verkauften/kauften oder sich gewaltsam aneigneten?

Um diese Fragen beantworten zu können wurden verschiedene Quellenbestände herangezogen. Neben den Archivalien der Ethnologischen Sammlung der der Universität Göttingen wurden Reisebeschreibungen der Sammler*innen, Korrespondenz, Publikationen und die Objekte selbst analysiert.

Betrachtet wurde außerdem der historische Kontext, dem die Objekte entstammen. Dazu zählen zeitgenössische politische und soziale Debatten, sowie Sammlungsstrategie, Maßstäbe und das zeitgenössische Verständnis der Generierung von Wissen. Auf dieser Grundlage konnte die Arbeit zur Aufarbeitung der Deutschen Kolonialgeschichte in Ozeanien, sowie zur Aufarbeitung des kolonialzeitlichen Sammlungsbestandes der Ethnologischen Sammlung in Göttingen beitragen. Sara Müller hat ihre Promotion "Eine wissenschaftliche Expedition an den Sepik. Objekte und der deutsche Kolonialismus in Papua-Neuguinea” im Dezember 2023 erfolgreich verteidigt.

 

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Das Projekt „Viele Wege führen nach Göttingen“ ist im November 2021 ausgelaufen. 

Kontakt:

Projektbearbeiterin: Sara Müller (Georg-August- Universität Göttingen)

Universitäre Betreuung: Prof. Dr. Rebekka Habermas (Georg-August- Universität Göttingen)