RPM_V 1752
Inventarnummer | RPM_V 1752 |
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Alte Inventarnummer | |
Standort | Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim |
Objektbezeichnung | Maskengewand |
Indigene Bezeichnung | |
Sammlungsort | Afrika, Zentralafrika, Kamerun |
Material | Pflanzenfaser (unbestimmt) |
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Maße | L: 200 cm |
Beschriftung/Aufdruck/Etikett | |
Teile | Einzelteil |
Technik | gestrickt |
Datierung | vor 1902 |
Verknüpfte Person(en)/Institution(en) | Franz Karl Guse; Königliches Museum für Völkerkunde Berlin |
Konvolut | |
Objektart | Tanzkostüm |
Typ | Ethnographica |
Kulturelle Zuschreibung | Ngolo |
Erweiterte Beschreibung | Zu diesem im Inv.-Buch als "Fetischanzug" bezeichneten Kleidungsstück gehört offenbar die im Inv.-Buch als "Fetischhut" bezeichnete Kopfbedeckung RPM_V 1.753. - Ähnliche Anzüge finden sich auch in anderen Sammlungen. So ist in dem Katalogteil zum Abschnitt über Afrika in dem Band Heikles Erbe (Poser und Baumann 2016: 294–295) unter der Nummer 180 ein „Gestrickter Tanzanzug“ auf Pflanzenfaserstoff von den Bakoko in Kamerun aus der Zeit vor 1896 abgebildet (Sammler: von Lucke, 1895 Vizegouverneur von Kamerun, vgl. ebd.: 212). Auch das Königliche Museum Berlin besitzt einen vergleichbares Tanzkostüm, einen dreiteiligen, mit Glasperlen verzierten „Fetisch-Anzug atúka“ von den Bangwa, eingesandt 1899 von Gustav Conrau (Inv.-Nr. III C 9813; Schlothauer 2015: 24, 28). Solche gestrickten „Masken“-Anzüge mit mützenförmigen Kopfbedeckungen, heute in kräftigen Farben, werden noch immer von den Mitgliedern des Mgbe-Bundes bei den Ejagham (Ekoi) im Südwesten Kameruns und im Südosten Nigerias getragen. Dieser Männerbund spielt in der Kultur der Ejagham noch heute eine wichtige Rolle bei der Verbindung zwischen den Menschen und ihren Ahnen und somit auch bei Begräbnissen von Mgbe-Mitgliedern. Während es Nicht-Eingeweihten verboten ist, Maskentänzer beim Anlegen der Kostüme zu beobachten, dürfen Kostüme, die zum Trocknen ausgebreitet sind, von jedem angesehen werden (Mattheus-Weigelt 2012: 42). |
Zugangsjahr zur derzeitigen Sammlung | 1902 |
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Zugangsmonat zur derzeitigen Sammlung | |
Zugangstag zur derzeitigen Sammlung | |
Zugangsart zur derzeitigen Sammlung | als Schenkung |
Zugang von | Königliches Museum für Völkerkunde Berlin |
Vorbesitzer | Franz Karl Guse (Sammler); unbekannter ursprünglicher Besitzer (Ngolo) |
Provenienz
1902 von/vom Roemer-Museum Hildesheim (bis 1894: Städtisches Museum) als Schenkung bei/beim Königliches Museum für Völkerkunde Berlin heute: Ethnologisches Museum Berlin) erworben. 1901 von/vom Königliches Museum für Völkerkunde Berlin als Schenkung bei/beim Franz Karl Guse (geb. 1864, Todesjahr unbekannt) erworben. Vermutlich 1901 von/vom Franz Karl Guse (geb. 1864) durch unbekannte Erwerbsart bei/beim unbekannte Person erworben.
Bemerkungen
A. Andreae, Direktor des Roemer-Museums, bestellte den Tanzanzug aus dem "Fünften Verzeichnis der abgebbaren Dubletten der aus den deutschen Schutzgebieten eingegangenen wissenschaftlichen Sendungen" 1901. Zu Guse siehe Lang/Nicklisch 2021. Interessant im vorliegenden Zusammenhang ist Guses Funktion als Oberleiter der Operationen im Crossfluss-Gebiet, in deren Verlauf er 1901 – dem Jahr, in dem die von ihm eingesandten Objekte im Dublettenverzeichnis angeboten wurden – Expeditionen gegen die Ngolo, von denen die beiden nach Hildesheim gelangten Stücke stammen, und Bakundu durchführte (Hoffmann 2007: 104). Es ist daher nicht auszuschließen, dass es sich bei dem Anzug nebst dem Hut V 1.753 um „Kriegsbeute“ handelt.
Kürzel der Bearbeiterin/ des Bearbeiters | SL |
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Feld mit Inventarbuch-Eintrag | Fetischanzug schwarz u. braun gestrickt. Mit rrohen Bastfransen. 2 m lang. Ngolo, Kamerun, W. Afrika. Erhalten von Berlin 1902. |
Feld mit Karteikarten-Transkript | Eintrag auf Karteikarte ist identisch mit Eintrag im Inventarbuch. |
Forschungsjahr der letzten Bearbeitung | 2018 |
Forschungsmonat der letzten Bearbeitung | |
Forschungstag der letzten Bearbeitung | |
Status | Provenienz bearbeitet |
Rezeption | |
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PDF Inventarbuchseite | |
PDF Karteikarte | |
Weiterführende Literatur | Lang, Sabine und Nicklisch, Andrea (2021): Den Sammlern auf der Spur: Provenienzforschung zu kolonialen Kontexten am Roemer- und Pelizaeus- Museum Hildesheim 2017/18, herausgegeben von Claudia Andratschke, Heidelberg: arthistoricum.net, 2021 (Veröffentlichungen des Netzwerks Provenienzforschung in Niedersachsen, Band 2), S. 164-166 (Download unter: https://doi.org/10.11588/arthistoricum.742); Hoffmann, Florian (2007): Okkupation und Militärverwaltung in Kamerun: Etablierung und Institutionalisierung des kolonialen Gewaltmonopols 1891 – 1914. Teil II: Die kaiserliche Schutztruppe und ihr Offizierskorps. 2 Bände. Göttingen: Cuvillier, S. 104; Poser, Alexis von; Baumann, Bianca (Hg.) (2016): Heikles Erbe. Koloniale Spuren bis in die Gegenwart. Eine Ausstellung des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover, 30. September 2016 bis 26. Februar 2017. Niedersächsisches Landesmuseum Hannover. Dresden: Sandstein Verlag; Schlothauer, Andreas (2015): Die Kamerun-Sammlungen von Gustav Conrau im Ethnologischen Museum Berlin. Figuren der Bangwa (Grasland) sowie der Balong, Barombi und Banyang (Waldland). In: Kunst & Kontext: Außereuropäische Kunst und Kultur im Dialog, S. 20–31; Mattheus-Weigelt, Wiebke (2012): Geheimes Wissen und die Balance der Welt. Zur gesellschaftlichen Rolle von Männer- und Frauenbünden in West- und Zentralafrika. In: Gundolf Krüger, Ulrich Menter, Jutta Steffen-Schrade und Peter-René Becker (Hg.): Tabu?! Verborgene Kräfte – geheimes Wissen [anlässlich der Landesausstellung 2012 der Ethnologischen Sammlungen Niedersachsens im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, 28. September 2012 – 7. April 2013]. Petersberg: Imhof, S. 36–47. |
Weitere Objekte der verknüpften Personen in anderen Sammlungen/Museen | Ethnologisches Museum Berlin (vormals: Königliches Museum für Völkerkunde Berlin) |
Objekt URL | https://www.postcolonial-provenance-research.com/exposition/rpm_v-1752 |
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